1. Projekt Ewa 1v4


    Datum: 08.08.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... Rand des Flughafens. Wie auf einer Wendeltreppe schrauben sich die Limousinen in die Tiefe, bis sie in einer mit edlen Hölzern getäfelten Tiefgarage anhalten. Diesmal fehlt der Pulk der Beschützer. Gut fünfzig Meter unter der Oberfläche fühlen sich die Staatsvertreter in Sicherheit. Sie werden in ihre Quartiere geleitet, wo sie sich frisch machen. Die Zeit drängt. Das Pensum, das vor ihnen liegt ist enorm. Noch am Abend werden sie von der deutschen Bundeskanzlerin empfangen. Dies ist die Geburtsstunde der PO. Der PoliceOne.
    
    Während die Politik die ultimative Antwort auf Terrorismus, Kriminalität und Korruption gebiert, gibt Wolfgang, kopfüber seinen ersten Schrei von sich. Wenig später, gebadet und in ein flauschiges Tuch gehüllt, wird er auf den Bauch seiner Mutter gelegt. Goldig sieht er aus. Krauses Blondhaar, rote Bäckchen. Seine großen Augen rollen neugierig hin und her. Ein Lächeln umschmeichelt seine vollen Lippen. Maria Sawatzky spürt es überdeutlich. Ihr Sohn wird einmal etwas ganz Besonderes werden.
    
    *
    
    Das Jahr 2045 beschert der Provinz Ontario einen Sommer, wie es ihn noch nie gegeben hat. Der Klimawandel, zu Anfang des Jahrhunderts noch immer belächelt, hat mit aller Macht zugeschlagen. Extreme Wetterlagen sind an der Tagesordnung. Das globale Klima ist endgültig aus den Fugen geraten.
    
    Wolfgang Sawatzky ist der einzige Passagier an Bord des Kampfjets neuester Generation. Dem Fliegen sonst sehr angetan -- in einem seiner wenigen Urlaube hat er aus einer ...
    ... Laune heraus selbst den kleinen Flugschein gemacht -- lenken ihn heute seine Gedanken von der Schönheit der Landschaft ab. Es ist keine vierundzwanzig Stunden her, da wurde er zur Forschungsabteilung der PO zitiert. Und zitiert werden hat immer einen faden Beigeschmack. Das weiß Wolfgang aus Erfahrung.
    
    Man empfängt Wolfgang formlos. Ein junger Mann in der schlichten Uniform der PO, ohne Rangabzeichen, ohne Lametta, führt Wolfgang in einen fensterlosen Raum. Seine Iris wird gescannt, ebenso beide Handflächen. Ein DNA-Sequenzer braucht für das Ergebnis keine zwei Minuten. Im Fahrstuhl drückt der junge Mann die Taste A7.
    
    Der Mann, Wolfgang schätzt ihn auf Ende Sechzig, trägt schwarze Jeans und einen schwarzen Pullover. Seine Haare schimmern silbern, das Gestell seiner Brille leuchtet in knalligem Rot. Sein Händedruck ist fest, sein Blick offen. Auch er trägt keine Rangabzeichen, aber seine Körperhaltung verrät Wolfgang einiges.
    
    "Schön, daß Sie kommen konnten."
    
    "Hatte ich denn eine Wahl?"
    
    "Hat man nicht immer eine Wahl?"
    
    "Meiner Erfahrung nach: Nein."
    
    Der Ältere lacht. "Sagen Sie Karl zu mir." Wolfgang zieht eine Augenbraue hoch, was Karl nicht entgeht. "Zweihundert Meter unter der Oberfläche sind Hierarchien nicht mehr wirklich wichtig."
    
    "Natürlich."
    
    "Darf ich Ihnen etwas anbieten?", fragt Karl und zeigt auf einen Beistelltisch, auf dem mehrere Flaschen stehen.
    
    "Ein Wasser. Bitte."
    
    Karl wartet bis Wolfgang einen Schluck genommen hat, dann sieht ...
«1234...18»