1. Die Fickinger 05


    Datum: 25.06.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... atmend richtete der junge Wikinger seinen Blick auf die aufgeplatzte Haut an seinen Knöchel. In dünnen Rinnsalen tropfte tiefrotes Blut seine Finger hinab.
    
    Mit grimmiger Zufriedenheit spürte Vicke den pulsierenden Schmerz durch seine Hand strahlen. Er fesselte seine volle Aufmerksamkeit und für wenige Herzschläge übertünchte er gar das bittere Gefühl, das ihn stets zuverlässig heimsuchte, sobald Vicke sich mit hartem Stich durchs Herz einen flüchtigen Gedanken an Runa erlaubte.
    
    Noch immer zitternd vor Wut hob Vicke die blutende Hand langsam zum Mund. Etwas, das unaufhörlich in seinem Blick glomm, schlug plötzlich um in blanken Hass. Ganz, ganz langsam führte Vicke seine verwundete Hand an seine Lippen und leckte über die Wunde, bis er sein Blut metallisch-süß auf der Zungenspitze schmeckte.
    
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    Was ihn aus unruhigen Träumen gerissen hatte, war Vicke im ersten Moment nicht bewusst.
    
    Irritiert drehte er sich auf den Rücken. Tastete über die zerschlissene, dünne Decke, unter der er sich zusammengerollt hatte. Zwei Lammfelldecken dienten ihm als weiche Unterlage, um nicht auf dem morschen Boden liegen zu müssen, durch den die Kälte hineinkroch in die schäbige Hütte.
    
    Benommenheit lag wie ein dunkler Schatten über ihm. Wo war er hier?
    
    Dann jedoch lichteten sich die Nebel um seine Gedanken. Die Fischerhütte. Ihr kärgliches Nachtmahl und Tjures und Snorres belangloses Geplapper am Feuer, das von Vorfreude auf die bevorstehende Zusammenkunft mit den ...
    ... Starken Männern sprach.
    
    Vicke hatte kaum einen Bissen der unappetitlich aussehenden Matsche angerührt, die Tjure ihm in einer groben Holzschüssel gereicht hatte. Stattdessen war er frühzeitig unter die Decken geflüchtet, um sich schlafend zu stellen und der fröhlichen Stimmung zu entgehen, die seine beiden Gefährten unentwegt verbreiteten. Das ertrug er einfach nicht.
    
    Ebenso wenig, wie er ihr nächtliches Verhalten ertrug, wenn sie ihn in tiefen Träumen wähnten.
    
    Vicke musste irgendwann dann doch eingeschlafen sein, und Tjure und Snorre hatten die Gunst der Stunde scheinbar genutzt.
    
    Nur zu deutlicher nahm Vicke wahr, was von irgendwo draußen in unmittelbarer Nähe an seine Ohren drang und sich in sein Unterbewusstsein gemischt haben musste, seinen wilden Träumen nach zu schließen, in denen lange helle Haare und üppige Mädchenbrüste die Hauptrolle gespielt hatten.
    
    Es waren allerdings auch recht unverkennbare Geräusche, wie er nun mit fest zusammengebissenen Zähnen feststellte. Im selben Atemzug verfluchte er seine beiden Begleiter mit den finstersten Verwünschungen, die ihm spontan in den Sinn schossen.
    
    Während er an seinem Liebeskummer zugrunde ging, hatten die beiden Männer nichts besseres zu tun, als ihre Zweisamkeit nach allen Stichen der weibischen Stickkunst auszuleben -- hemmungslos und laut, da sie ihren jungen Schützling unlängst in den Händen der Träumemacher wähnten.
    
    Ein gleißend heller Stich zuckte durch Vickes Herz, als er unwillkürlich an Runa ...
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