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Sonnenaufgang Teil 01
Datum: 28.04.2018, Kategorien: Schwule
... mich während die roten Zahlen auf der Anzeige zweistellig werden. Ich mustere dich. Wir haben uns fast ein halbes Jahr nicht gesehen. Du hast dich verändert... die Frisur ist anders, die Haare länger. Deine Gesichtszüge wirken weicher. Du bist deutlich schlanker geworden. Dass du drei Jahre jünger und ein Bisschen kleiner bist als ich fällt mir heute auf. Vorher hatte ich diesen Eindruck nie. "Es ist eine Mischung aus Büro- und Wohngebäude" kläre ich dich auf "ursprünglich hat das Bundesamt für Vermögensbewirtschaftung oder irgend so eine Behörde das Gebäude gebaut. Nachdem sie dann festgestellt haben dass es zu groß für sie ist, haben sie beschlossen, die oberen drei Etagen als Wohnungen zu vermieten." "Ah" du nickst. "Von außen ist es unglaublich hässlich. Aber der Blick aus meinem Wohnzimmer ist super." "Ja, das kann ich mir vorstellen" erwiderst du. Dann ertönt die Glocke und die Tür öffnet sich. Wir betreten meine Wohnung. Ich gehe voraus, du mit deiner Reisetasche hinter mir her. Stellst sie im Flur auf den Boden. Interessiert siehst du dich um. "Fühl' dich wie zuhause" entgegne ich. "Danke" Du betrittst das Wohnzimmer. Die Fensterfront erstreckt sich über die gesamte Breite des Zimmers. Draussen die Lichter der Zivilisation. Glitzernd in der einsetzenden Dunkelheit. Ein Panorama Über die ganze Stadt. Eine Kombination aus Vogelperspektive und Isolation. Zum greifen nah und unerreichbar. "Wow..." flüsterst du und trittst näher ans ...
... Fenster. Ich bleibe hinter dir im Türrahmen stehen. "Das Fensterbrett ist ganz schön breit" stellst du fest "setzt du dich da manchmal drauf?" fragst du und wirfst einen skeptischen Blick auf die Straße 13 Stockwerke tiefer. "Ja. Regelmäßig" antworte ich "eigentlich sitze ich öfter auf dem Fensterbrett als auf meinem Sofa" ich deute mit dem Kopf in Richtung Couch "aber für Höhenangst ist das nix". Du drehst den Kopf mir und grinst "zum Glück habe ich keine" Ich grinse zurück. Mit der Schulter am Türrahmen lehnend. "Ich muss nochmal kurz weg" kläre ich dich auf "ich habe vergessen, Milch fürs Frühstück zu kaufen" Du blickst auf deine Armbanduhr "hat hier jetzt noch was geöffnet?" "Ein Kiosk" ich löse mich vom Türrahmen. "Ist um die Ecke. Soll ich noch irgendwas mitbringen?" "Für mich nicht, danke" lächelnd schüttelst du den Kopf. "Bis gleich" ich zwinkere mit den Augen und öffne die Wohnungstür. "Bis gleich" erwiderst du. ***** Zum dritten Mal an diesem Abend öffne ich meine Wohnungstür. Betrete den Flur. Alles dunkel. "Jan?" frage ich in die Dunkelheit. "Ich bin hier" höre ich dich aus dem Wohnzimmer antworten. Ich stelle die Milch auf den Küchentisch. Hänge im Vorbeigehen meine Jacke im Flur auf die Garderobe und betrete das Wohnzimmer. Kein Licht. Ich bleibe stehen. Meine Augen brauchen einen kleinen Moment um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Dann nehme ich deinen Schatten vorm Fenster wahr. Du stehst mit dem Rücken zu mir. ...