Zweimal gelebt, zweimal gestorben 01
Datum: 24.03.2018,
Kategorien:
Erstes Mal
... sollte bei Julias Schlaf locker möglich sein. Kurz vor der Wohnungstür trat er auf ein loses Brett im Fußboden und löste einen, in der Ruhe der Umgebung, überlauten knarrenden und abschließend knallenden Ton aus. Das Dielenbrett auf das er trat war in den Jahren ausgetrocknet und verzog sich in der Längsrichtung der Fasern in krummer Linie an den Kanten. Zudem war es nicht mehr so stark mit gedrillten Nägeln an den Unterbalken und Zwischenlagen aus kurzen einfachen Brettern befestigt. Durch das ständige drüber gehen konnte das Dielenbrett an einem Ende unter die daneben liegenden Bretter rutschen und am anderen Ende darüber schieben. Es lag also Schräg in einer Art kippenden Position und es fehlte nur ein entsprechender Druck auf den richtigen Punkt, damit das Dielenbrett aus seiner verklemmten Lage wieder passend zwischen die anderen Bretter rutscht. Die Materialspannung sorgte dann zum Schluss, beim Entlasten, für den Knall und weckte Julia auf.
Tom huschte schnell vorwärts und blieb an der Wohnungstür reglos stehen. Einen kurzen Moment abwartend, schlüpfte er vorsichtig in seine Slipper und erstarrte. Der Lichtschein aus dem Schlafzimmer gab zwar nur eine ungefähre Ahnung von dem Körper, als voraus eilendem Schatten, aber Tom wusste sofort das sich Julia langsam in den Flur vorwagte und halb im Schlafzimmer und im Flur stand.
„Zu spät... verdammt!", dachte Tom. Das geht sicherlich nicht gut aus. Wenn sie mich im Dunkeln sieht schreit sie mit größter ...
... Wahrscheinlichkeit das Haus zusammen. So mulmig und schuldbeladen hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Was hatte er bloß angestellt.
Ihm wurde extrem klar, dass er eine beschissene Idee umsetzen wollte und jetzt im nahenden Chaos stehen würde. Es ließ auch nicht lange auf sich warten. Tom glaubte, er könne die Situation etwas entschärfen und mit langsamem Schritt auf sie zugehen, um das schlimmste zu verhindern. Doch das war wohl das verkehrteste was er machen konnte. Er unterschätzte den doppelten Vorhang aus Licht zwischen ihm und ihr. Sie hätte beim besten Willen nie erkennen können, dass es Tom war und musste zwangsläufig von einem Unbekannten ausgehen, der ihr in der Wohnung auflauerte.
Tom öffnete den Mund, um ihr zu sagen wer da sei, doch er sah nur noch durch den Schein des Küchenlichts und den aus dem Wohnzimmer, wie große, Angst geweitete Augen auf ihn gerichtet waren. Julias Körper, so nackt und bloß, erschlaffte. Ihre Augen verdrehten und schlossen sich und sie sank langsam der Länge nach, mit dem Kopf als Abschluss auf dem Teppichboden auf tippend, nieder. Tom rutschte sein Herz in die Hose. Er sprang hinzu, um sie noch auffangen zu können, schaffte es nicht und sein Puls raste nach oben. Um Himmelswillen, was hab ich da angerichtet, schoss es ihm durch den Kopf. Er ging rechts neben ihr, mit Blick ins Zimmer, in die Hocke, schlug ihr vorsichtig mit den Fingerspitzen wechselseitig sanft auf die blassen Wangen, die vom Licht des Schlafzimmers noch weißer wirkten und ...