Meine unbekannte Geliebte,
Datum: 16.01.2018,
Kategorien:
Voyeurismus / Exhibitionismus
diese Zeilen schreibe ich dir in der Hoffnung, dich bald einmal wiederzusehen, voll der Hoffnung, dass ich es dann wagen werde, dich anzusprechen. Drei quälende Stunden lang habe ich in deiner Nähe gesessen, in dem kleinen Vorortcafé, das ich nach meiner Arbeit oft aufsuche, um pfeiferauchend zu lesen – inmitten vieler Menschen, und doch perfekt isoliert an meinem Stammplatz hinter den Plastikpflanzen, neben der Tür zur Toilette, wo sich sonst niemand setzen mag. Die anderen Stammgäste bevorzugen die hellen Tische an der Fensterfront, wo sie dem Geschehen der Straße näher sind, wo sie Freunde hinein winken oder die untreuer Nachbarin mit ihrem Liebhaber hinter dem Schutz der altmodischen Gardinen beobachten können. Das lärmende Treiben der Cliquen und deren belanglose Wortfetzen, die mich in meiner Einsiedelei hinter den Kunststoffblüten erreichen, sind nicht meine Welt. Wenn lautes Lachen den Geräuschpegel anschwellen lässt, hebe ich kurz die Augen von meinem Buch und betrachte meine Umgebung, bis wieder die gleichförmigen Wellen kollektiven Gemurmels meine Konzentration zurückkehren lassen. Dann suche ich die verlorene Zeile meiner Lektüre und vertiefe mich wieder in der gedruckten Welt. Heute war das Café besonders gut gefüllt, mit lauter jungen Menschen, voll der Lebensfreude und lustiger Einfälle. So war es kein Wunder, dass ich oftmals mein Buch zur Seite legen musste, wenn ein lautstarker Witz den nächsten jagte. Inmitten dieser lärmenden Fröhlichkeit fühlte ich mich ...
... so Fehl am Platze wie noch nie. Schon überlegte ich, die Bedienung um die Rechnung zu bitten, um vielleicht im nahen Stadtpark weiter zu lesen, da tratest du durch die Tür, und mein Blick war nicht mehr von dir zu lösen. Groß und schlank bist du, deine rötlichen Locken umspielen ein ebenmäßiges Gesicht, das wohl eher gewohnt ist zu lachen; aber bei deinem Eintreten hattest du die Stirn zu Zornesfalten verzogen. Ganz entgegen meinen Gewohnheiten, mich um die Leute um mich herum nicht zu kümmern, betrachtete ich dich eingehend. Da alle Tische bis auf meinen, den niemand mochte, voll besetzt waren, musstest du warten. Langsam gingst du durch die Gänge des Cafés, und meine Augen folgten dir wie gebannt. Entsprechend der Jahreszeit warst du nur leicht bekleidet. Als erstes fielen mir deine Schuhe auf, die mir wie dünne Sohlen, gehalten von winzigen roten Riemchen, vorkamen. Meine Blicke wanderten an deinen Beinen hinauf, den schönsten, die ich je gesehen hatte: Über schlanken Fesseln ragten sie schier endlos nach oben, wohlgeformt und ebenmäßig. Ein kurzer Jeansrock endete weit oberhalb deiner Knie. Er saß eng und betonte die Rundungen deines – verzeihe mir den Ausdruck – wunderschönen Hinterns. Wenn du auf der Suche nach einem freien Platz nahe an meinem Tisch vorbeikamst, konnte ich voller Freude beobachten, wie der Rock bei jedem deiner Schritte schräge Falten warf, die Konturen deiner Leisten nachzeichnete. Irrte ich mich, oder konnte ich unter dem Stoff einen wohlgerundeten ...