Das Mädchen an der Kasse
Datum: 29.12.2017,
Kategorien:
Romantisch
... Schlange wartet und sie sich beeilen muss, um fertig zu werden. Das ganze Gespräch konzentriert sich auf die wenigen Worte, die sich ums Bezahlen drehen. Ich habe jedoch den Eindruck, zumindest unser Augenkontakt kommt einem Flirt gleich, oder bilde ich mir das nur ein?
"Schönen Abend.", wünsche ich ihr noch, bevor ich gehe.
"Schönen Abend auch Dir.", sagt sie zaghaft.
In den folgenden Tagen kaufe ich fast täglich im Supermarkt ein. Manchmal nur drei Joghurt, manchmal auch mehr. Wenn ich nichts brauche, dann kaufe ich halt irgendetwas, einfach nur, um in den Supermarkt gehen zu können. Jedes Mal stelle ich mich, wenn sie da ist, bei ihrer Kasse an, egal wie lang die Schlange davor ist. Ich bekomme heraus, dass sie immer nur Montag, Mittwoch und Freitag am Nachmittag an der Kasse sitzt und beschränke meine Einkäufe schließlich auch nur noch auf diese Tage. Ich erhasche aber auch irgendwann ihren Namen. Sie heißt Elena.
Aber versuch mit einer Frau an der Supermarktkasse ein Gespräch zu führen und mit ihr zu flirten. Das ist verdammt schwer. Ich bemühe mich redlich, mit Elena auch manchmal ein paar Worte mehr zu sprechen, einen Scherz zu machen und sie damit zum Lächeln zu bringen. Meistens hast Du irgendwelche Leute um dich herum, die es noch dazu eilig haben und drängeln. Da kommt es schon vor, dass so alte Schabracken motzen, wenn man etwas länger braucht.
"Fräulein, sind sie hier zum Arbeiten oder zum Flirten.", hat unlängst so eine ältere Tante ...
... gegiftet.
"Wäre schön, wenn sie mit mir flirten würde, sie das Fräulein ist echt freundlich, zu Ihnen ja auch.", gab ich der Zicke zur Antwort und konnte aus dem Augenwinkel beobachten, wie Elena dankbar gelächelt hat.
Ich will aber nicht nur jammern, ich hatte auch zwischendurch die seltenen Gelegenheiten, in denen wir auch ein paar Worte mehr wechseln konnten.
"Du hast so unglaubliche Augen.", gestand ich ihr einmal.
"Was ist denn so besonders an meinen Augen?", kam zaghaft die Frage von Elena.
"Sie sind wunderschön, groß und voller Melancholie. Ich würde gerne mehr wissen, was der Grund für diese Melancholie ist.", konnte ich gerade noch antworten, bevor schon die nächste Kundin mir ihren Wagen gegen die Ferse rammte.
Und jetzt stehe ich wieder vor ihrer Kasse und lächle Elena an. Sie lächelt zaghaft zurück, aber ich sehe auch, dass sie aufgeregt ist. Irgendetwas belastet sie.
"Wie geht es Dir?", frage ich, während sie meinen Einkauf scannt.
"Danke, es geht. Hast Du heute noch viel vor?", kommt für mich überraschend ihre Frage.
"Nein, ich bin allein zu Hause. Nichts Besonderes.", antwortete ich wahrheitsgemäß.
Als sie mir das Restgeld gibt, fällt mir auf, dass sie einen weißen Zettel zwischen die Scheine schummelt. Sie hatte den Zettel schon vorbereitet und nur ich kann sehen, dass sie ihn zwischen einem Zwanziger und einem Zehner versteckt. Dabei zwinkert sie mir ganz leicht mit dem linken Auge zu. Ich nehme das Geld, stecke es in die Geldtasche, als ob ...