1. Brief an eine Unbekannte


    Datum: 30.08.2020, Kategorien: Sonstige,

    ... Warum bin ich bloß so unbeholfen, in allem, was ich so tue? Ich kam zu dir und sagte, schade, dass du mich nicht küssen willst. Ich versuchte ein Lächeln hinterher zu quetschen. Deine Antwort werde ich wohl nicht mehr vergessen können, sie verfolgt mich ja jetzt schon, überall wo ich bin, liege, gehe, stehe, sitze oder denke. Du sagtest, dass es doch gar nicht stimmen würde. Warum habe ich dich da nur nicht geküsst? Ich bin neben dir her gegangen und habe dich am langen Arm verhungern lassen. Dabei hast du dich so weit aus der Deckung gewagt. Es tut mir leid, ich bin ein wirklicher Idiot! Geküsst habe ich dich dann in diesem Laden. Auf einmal bin ich wieder dazu gekommen, obwohl du dachtest, ich sei schon weg. Und du hast mich zappeln lassen und dich nur mit deinen Freundinnen beschäftigt. Das hatte ich wohl verdient. Aber scheinbar hast du dann doch irgendwann meine Hartnäckigkeit bewundert. Und kamst zu mir. Ich weiß noch alles. Es war der 25.Juni, 3 Uhr morgens und das Lied war so wunderbar. Every step you take. Und dann waren wieder auf einmal ganz alleine und alles war still. Alleine und ganz in Ruhe zwischen all diesen Menschen. Du standest vor mir und wir haben uns tief in die Augen geschaut. Deine Augen haben so wunderbar gefunkelt und deine Gesichtszüge ließen Angst und Vorfreude anmerken. Meine Hände waren an deinen Schultern, so als hätte ich dich schütteln wollen. Dann haben sich unsere Lippen immer weiter angenähert und langsam bekam ich wolliges Gefühl, bei dem ...
    ... Gedanken, dich gleich zu küssen. Der Raum war immer noch still und einsam. Und dann haben sich unsere Lippen getroffen und unsere Zungen haben sich liebkost. Wirklich lang. Es war einer der schönsten Küsse in meinem Leben. Der Kuss, der dir klar macht: Ja, du liebst diese Frau und langsam spürst du unten in der Hose, wie dir dein Körper zustimmt, dass es ein schönes Erlebnis war. Was für ein Kuss, unvergesslich. Ich glaube, ich sollte aufhören mit diesem sentimentalen Geschwätz. Zum einem will ich ja sauer auf dich sein und nicht mehr weinen und zum anderen weißt du ja sowieso alles, was da passiert ist. Du warst ja dabei. Und kaum warst du nüchtern, hast du mich nicht mehr gekannt. Wieso? Weil wir verschieden sind? Fast alle Menschen sind verschieden, dass macht das gemeinsame Leben spannend! Aber damals bin ich noch damit klar gekommen, dass du mich einen Tag später nicht mehr kanntest. Ich kam zu recht mit den ganzen SMS, die mich mitten in der Nacht aufgeweckt haben und in denen du mir so liebe Dinge geschrieben hattest und ich kam damit zu recht, dass du mir immer wieder am nächsten Tag erzählt hast, wie besoffen du am Vortag warst. Gerade weiß ich nicht, ob ich wirklich damit klar gekommen bin oder nur den langen Weg meiner Toleranz entlang gegangen bin. Heute komme ich jedenfalls nicht damit zu recht. Was war dein Satz vorhin gewesen, als ich dir gesagt hatte, dass ich dich lieben würde? Komm zurück auf den Teppich? Ich bin auf dem Teppich, aber du spielst mit mir, wie ...
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