1. Begegnung mit Folgen


    Datum: 26.08.2020, Kategorien: Schwanger,

    ... begab.
    
    "Wenn die wüssten. Alle wissen sie gar nichts. Nichts wissen sie, und von nichts haben sie eine Ahnung, schon gar nicht, wie es in mir aussieht, wie unendlich glücklich und wie unendlich traurig ich bin und wie mein Innerstes vor Sehnsucht nach dem Liebsten schier zu verbrennen scheint. Nicht die geringste Ahnung haben sie, wie schön sie ist, die vollkommene, die totale Liebe, die innige Liebe mit einem geliebten Mann, die Liebe auf den ersten Blick. Es gibt sie wirklich. Ich hab so ein Wunder erlebt. Niemand kann mir das mehr nehmen, niemand, nie mehr, nie mehr diese himmlisch schönen Stunden gehören nur mir und für immer, solange ich denken kann ...!" Dass diese Gedanken schon bald eine völlige andere Dimension erhalten sollten, ahnte sie nicht im Entferntesten.
    
    Ihre Mitschwestern schüttelten nur den Kopf und sagten "Überanstrengt ist sie, sonst nichts. Ganz bestimmt ist sie sehr müde von der Fahrt. Morgen ist sie bestimmt wieder die Alte ...!" Sie wunderten sich vor allem deshalb, weil Angela sich sonst immer sehr gerne unterhielt, von so einem Ausflug erzählte und alle ihr sehr gerne wie gebannt zuhörten. "Komisch", dachten sie, "diesmal will sie mit niemand reden. Sie lächelt nur immer und hat feuchte, rote Augen, so, als ob sie viel geweint hat und immer noch weint. Das kann nicht sein. Sie macht ja so einen überaus glücklichen Eindruck."
    
    Die nächsten Tage verliefen ganz normal. An den Vormittagen und den meisten Nachmittag war sie in der Klinik, ging ...
    ... zu den Mahlzeiten, zu den Gebetszeiten, soweit der Klinikbetrieb das zuließ. Sie arbeitete tagtäglich ihren üblichen 12 bis 14-Stunden-Tag zuverlässig wie ein Uhrwerk ab. Ihre Kolleginnen und Kollegen meinten allerdings, dass Schwester Margareta, die sich eben auch auf der Station ansonsten mit jedem gerne unterhielt, etwas wortkarg war. Kaum noch lachte sie und schien manchmal mit ihren Gedanken sehr weit weg zu sein. Na ja, bei dem dicht gedrängten und sehr langen Tagesablauf an meist allen Wochentagen gab es auch wirklich nicht viel zu lachen.
    
    Trotzdem wirkte sie auf niemand abweisend. Sie war irgendwie in sich gekehrt, zufrieden, glücklich und sehr freundlich zu allen Mitmenschen. Man konnte allerdings manchmal meinen, dass sie eben noch geweint hatte, weil es schien, als ob ihre Augen feucht waren. Da sie eine Brille trug, fiel das niemand weiter auf. Sie entschuldigte ihre Schniefnase mit einer klitzekleinen Erkältung, die sie sich in der kalten Bergluft eingefangen hatte, wusste es aber natürlich sehr viel besser.
    
    Nur abends gelang das mit dem Beten nicht mehr so wie vor der kurzen Reise. Da kam dann jeden Tag das große Heulen und Zähneknirschen. Sie saß nur an ihrem Tisch, träumte und heulte abwechselnd über ein Buch gebeugt. Mitunter konnte man sie schwer durchatmen und auch seufzen hören. Anmerken ließ sie sich nicht das Geringste, dass innerhalb von wenigen Stunden ihre gesamte Gefühlswelt total umgekrempelt worden war. Das gewohnte Leben lief gewohnt und ...
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