1. Wenn die Nachtigall erwacht 01


    Datum: 11.08.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... mehr Flugmeilen als mancher Außenminister.
    
    »So, Sie müssen dann bitte hier und hier den Empfang bestätigen«, sagte der Beamte und schob die Dokumente über den Tresen.
    
    »Ey, ich bin jetzt auch deutsch!«, flüsterte Miriam als Persiflage auf den Freudentaumel am Nachbarschalter. Sie lachte den Mann so herzlich an, dass er sich der Heiterkeit nicht erwehren konnte und das Lächeln erwiderte.
    
    Während Miriam das Gebäude verließ, steckte sie ihre Dokumente in die Handtasche und fragte sich, ob das alles gewesen sein sollte. Dafür, dass sie vor einigen Jahren gejagt wurde, wie ein Topterrorist, um anschließend die Schlüsselfigur bei der Rettung der Menschheit zu sein, hätte man das feierlicher gestalten können.
    
    *
    
    Auf dem Rathausplatz wallte Miriam sommerliche Hitze entgegen, das war ihr angenehmer, als die unterkühlten Räume des Rathauses. Die Luft flimmerte über den Straßen der Innenstadt. Sie schlenderte über die Gehsteige und wendete sich der Sonne zu. Das Licht war trotz der übergroßen Gläser ihrer Sonnenbrille unangenehm grell.
    
    Ein mehrmals aufheulender Motor erregte ihre Aufmerksamkeit: die schwarze Dodge Viper, tief, breit, mit getönter Heckscheibe, stand vor einer roten Ampel und wurde von ihrem Fahrer im Leerlauf auf hohen Drehzahlen gehalten. Sie ging zwei Schritte auf ihren hohen Riemchensandalen, neigte den Oberkörper vor und schaute den Fahrer durch die Scheibe der Beifahrertür an. Der zarte weiße Stoff des bauchfreien Tops schmiegte sich an die ...
    ... Konturen ihrer Brüste, die durch ihre Körperhaltung einladend auf Höhe des Wagenfensters prangten. Der Fahrer bemerkte sie und ließ das Gaspedal in Ruhe.
    
    »Und was gab es noch zum Geburtstag?«, fragte Miriam nach dem Öffnen der Beifahrertür. Sie führte das erste ihrer langen Beine in den Fußraum und nahm neben ihm Platz. Die schwarze Lackhose im Stil einer Jeans spannte sich eng und glänzend über ihren Po und die Oberschenkel. Unterhalb der Knie ging das Material in einen Bootcut über.
    
    »Oh, Ledersitze«, stellte sie fest, zog das zweite Bein nach, schloss die Beifahrertür und schob ihre Sonnenbrille über die hohe Stirn in die leicht gewellten Haare.
    
    Tiefgrüne Augen, wach und intelligent, umrandet von schwarz getuschten Wimpern, blickten den Fahrer an, der die Szene bisher wie ein teilnahmsloser Zuschauer beobachtet hatte. Ihr Blick zog ihn ins Geschehen, signalisierte: „Ich sehe dich!"
    
    In einer ersten langsamen Bewegung richtete er sich aus seiner bequemen Sitzhaltung auf und bemühte sich um Lässigkeit. Er starrte auf ihren flachen Bauch: Der handbreite Streifen nackte Haut, zwischen Hose und Top, wellte sich leicht -- Speckrollen sahen anders aus. Er hob den Kopf, um sich Miriams Blick zu stellen.
    
    »Grün«, sagte sie zu ihm. Er nickte verträumt. Sie schüttelte den Kopf.
    
    »Ich meine die Ampel, die ist grün.«
    
    Die 335 Pferde unter der Motorhaube ließen sich nicht abwürgen, kamen aber ins Stolpern. Auf der Kreuzung quietschten die Reifen, als der Wagen eine scharfe ...
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