1. Sinfonie der Nacktheit


    Datum: 18.07.2020, Kategorien: Voyeurismus / Exhibitionismus

    Eine junge, überaus attraktive Dame aus der feinen Gesellschaft völlig nackt im Philharmonischen Konzert?
    
    Undenkbar! Unglaublich! Ein Skandal!
    
    Der schlanken, zierlichen, schwarzhaarigen Frau des Generaldirektors der K-Bank International, immer in den teuersten Designerklamotten der Blickfang der Männer und ein Dorn im Auge vieler Frauen in der Oper, im Konzert, auf allen Charities, nein, der traut man das am allerwenigsten zu!
    
    Und doch, in einer schwachen Stunde in meinen Armen nach geilem, gierigem, schmutzigem Sex hat mir die vernachlässigte Ehefrau ihren erotischen Wunschtraum gestanden:
    
    Nackt vor aller Augen, vor den Geschäftsfreunden ihres untreuen Gatten, vor der besten Gesellschaft der Stadt, vor allen Politikern, Künstlern und Journalisten öffentlich zu zeigen, daß er sie nur als Aufputz für sein übersteigertes Ego braucht, sie benützt als seine Hure, als sein nacktes Flittchen, das er herausputzt, um seine finanzielle Potenz zu beweisen während sein Schwanz nur an eine seiner blutjungen Geliebten denkt!
    
    Ja, es würde sie ungeheuer erregen, diesen unglaublichen Skandal zu verursachen! Und sie würde im hellerleuchteten Saal vor den überraschten Augen dieser scheinheiligen geilen alten Böcke in einem mächtigen Orgasmus kommen zum Entsetzen der heuchlerischen piekfeinen Gattinnen, von denen viele das Los von B. teilen!
    
    Das Abonnementkonzert des weltberühmten Orchesters am Sonntagvormittag, für das man schon lange keine Karten mehr kaufen kann, weil sie ...
    ... wie geheiligter alter Familienschmuck von Generation zu Generation weitervererbt werden als Beweis der Zugehörigkeit zur kulturellen Oberschicht, ist bis auf den letzten Platz gefüllt.
    
    Heute wird unter der Leitung des Generalmusikdirektors Franz Welser-Möst die 5. Sinfonie in F-Dur, op. 76, von Antonín Dvořák aufgeführt.
    
    Dieses herrliche Werk hat der junge tschechische Komponist in der glücklichsten Zeit seines Lebens geschrieben. Dvořák ist 33 Jahre alt. Zwei Jahre zuvor hat er die neunzehnjährige Franziska Cermaková geheiratet und die ersten Erfolge als Komponist geben seinem Schaffen Auftrieb. Es ist die Periode, in der er - nach einer kurzen Hinwendung zur Neudeutschen Schule Liszts und Wagners - zu einer an die Traditionslinie Beethoven - Schubert - Schumann - Brahms anknüpfenden Klassizität persönlicher und nationaler Prägung findet. In der Eigenständigkeit ihrer von der Folklore inspirierten musikalischen Sprache gehört die F-Dur-Sinfonie zu jenen Werken, mit denen Dvořák zum zum Begründer der tschechischen Sinfonik wurde.
    
    Die Klarinetten eröffnen mit einem idyllisch-heiteren Motiv, das sich streng an die Grundtonart F-Dur hält, den 1.Satz, Allegro ma non troppo.
    
    Frau Generaldirektor, für mich längst nur B., sitzt in einem atemberaubend kurzen, tiefausgeschnittenen schwarzen Seidenkleid von Valentino, aufregenden durchsichtigen schwarzen halterlosen Seidenstrümpfen und schwarzen Jimmy-Choo-Stiefletten mit wahnsinnig hohen Absätzen in der zweiten Loge rechts ...
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