Sozialarbeit einmal anders!
Datum: 07.07.2020,
Kategorien:
Sehnsüchtige Hausfrauen
Carmen war mit ihrem Leben ganz zufrieden. Mit ihren 45 Jahren sah sie noch ganz gut aus. Ihre Figur war ganz passabel, trotz der zwei Kinder. Sie legte aber auch viel Wert auf ihr äußeres Erscheinungsbild. Zwei Mal in der Woche trainierte sie ihren Körper in einem nahegelegenen Fitness-Studio. Außerdem fuhr sie viel Fahrrad. Wenn sie das Haus verließ, auch wenn es nur zum Einkaufen im Supermarkt um die Ecke ging, war sie korrekt gekleidet und dezent geschminkt. Die Kinder waren groß und lebten schon einige Zeit nicht mehr in dem jetzt viel zu großen Haus. Da ihr Mann Andreas einen recht gut bezahlten Job als Gebietsvertreter für einen bekannten Maschinenhersteller hatte, leisteten sie sich schon seit einiger Zeit eine Haushaltshilfe. Diese kam zwei Mal in der Woche und sorgte für Sauberkeit und die Wäsche. So hatte sie tagsüber viel Zeit und konnte sich ganz ihren Neigungen und Hobbies widmen.
In letzter Zeit hatte Carmen ihre soziale Ader entdeckt und setzte sich engagiert für arbeitslose Jugendliche ein. In der Stadt gab es viele Jungen, welche nach ihrem Schulabschluss keine Lehrstelle gefunden hatten und nun in Spielhallen und Jugendtreffs herumhingen. Über einen Nachbarn, der auf dem Arbeitsamt Ausbildungsplätze vermittelte, hatte sie Kontakt zu einer Gruppe von 16-18 Jährigen aufgenommen und mit ihnen letzte Woche Bewerbungsschreiben aufgesetzt. Heute Nachmittag hatte sie die Kids zu sich eingeladen um mit ihnen Bewerbungsgespräche zu üben. Sie sollten ihre besten ...
... Bekleidungen mitbringen, da bekanntlich der optische Eindruck bei einem solchen Vorstellungsgespräch ein wesentlicher Aspekt war. Carmen hatte Cola, Limo und verschiedene Säfte kalt gestellt und eine Platte mit belegten Brötchen vorbereitet.
Um 14 Uhr klingelte es an der Haustür. Carmen begrüßte die sechs vor ihr stehenden jungen Leute und führte sie ins Wohnzimmer. Der älteste der Gruppe, Serge, kam aus Weißrussland. Er hatte die Figur eines Modellathleten und lebte erst seit drei Jahren in Deutschland. Seine schlechten Deutschkenntnisse versuchte er mit machomäßigem Auftreten zu kaschieren. Juri und Mischa waren mit ihren Eltern aus Tschetschenien geflüchtet, lebten aber schon lange hier. Die anderen Jungen, Denis, Oliver und Hauke waren Deutsche. Alle drei kamen aus zerrütteten Familien und waren mehr oder weniger sich selbst überlassen. So gesehen also alles Problemfälle der Gesellschaft. Dementsprechend war auch ihr Auftreten. Sie mussten sich täglich in ihrer Umwelt durchsetzen und gingen auch untereinander nicht immer zimperlich miteinander um.
Carmen hatte schon zu Anfang ihre Mühe, die Jungs unter Kontrolle zu halten. Sie flegelten sich auf der Sitzgruppe, rauchten Zigaretten und machten keine Anstalten, mit ihr über Vorstellungsgespräche zu reden. Carmen platzte der Kragen: "Was wollt ihr denn, wenn ihr nicht an eurem beruflichen Einstieg arbeiten wollt?" Serge, der Wortführer, grinste schief, setzte sich eng neben sie und legte einen Arm auf ihre Schulter: ...