1. Odyssex durchs All Teil 01


    Datum: 02.07.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    Prolog
    
    Wie eine Träne im Regen... Ich schreibe diese Zeilen, weil in den gleichgültigen Weiten des Universums irgendwann alles verloren sein wird. Erinnerungen, Wünsche und Träume; Freude und Trauer; Liebe und Schmerz. Das alles vergeht wenn wir sterben.
    
    Unsere Odyssee begann mit der Entführung der Arktos, einem Kolonieschiff der C-Klasse, dass für lange Reisen über viele Lichtjahre konstruiert wurde. Um unserem Schicksal zu entkommen, navigierten wir das Schiff direkt ins Wurmloch, den schwarzen Strudel, der alles verschlang wie ein gefräßiger Schlund. Es war eine wahnsinnige Tat, die mehr aus unserer Verzweiflung geboren wurde, als aus der Überzeugung am anderen Ende wieder heil herauszukommen.
    
    Als wir es geschafft hatten, wussten wir weder wo, noch wann wir waren. Vielleicht hatte sich das gesamte Universum verändert, vielleicht war es ein ganz anderes, niemand wusste es. Trotzdem schienen die Sterne dieselben zu sein. Außerhalb des Schiffes sah man die bekannte, von kleinen Lichtpunkten übersäte Schwärze.
    
    Es sind eine stabile Metall/Kohlestoff-Legierung und ein für das menschliche Auge unsichtbarer Energieschild, die uns vor der lebensfeindlichen Leere des Universums schützen. Nur eine Handvoll Menschen -- vier Männer und sieben Frauen -- leben wir in diesem riesigen, stählernen Kokon. Wir sind politische Flüchtlinge, Verurteilte, wenn man es so sehen will. Für die bestehende Ordnung waren wir zu gefährlich und unsere Flucht war unser letzter Ausweg, der ...
    ... Zwangsarbeit auf dem Planeten Kronos zu entgehen. Seitdem leben wir auf diesem Schiff, schon fast ein ganzes Erdenjahr. Doch es könnten Generationen auf diesem Schiff geboren werden, ohne dass uns Energie oder Nahrung ausgehen würde. Ob wir je wieder auf einem Planeten leben werden, wissen wir nicht.
    
    Den warmen Sommerwind vermisse ich am meisten, den Duft des Meeres und den Schatten hoher Bäume. Ich brauche Erde unter meinen Füßen und den anderen geht es genauso. An unserem Verhalten merkt man, dass uns die frische Luft fehlt. Wenn man Stunde um Stunde nichts anderes macht, als eingepfercht in einem Raumschiff durchs All zu gleiten, beginnt man mehr und mehr sich dem letzten Genuss zuzuwenden, der einen daran erinnert, dass noch Blut durch seine Adern fließt...Lust. Ausgerechnet in dieser künstlichen Umgebung werden animalische Triebe und Instinkte geweckt. Gemischt mit dem menschlichen Fluch der Phantasie, beginnt man sich immer neuen Perversionen zu widmen, von denen man früher nicht einmal geträumt hätte. Aber wer auch immer dies lesen sollte, soll selbst urteilen. Ich werde nur festhalten, was auf diesem Schiff passiert.
    
    Besuch von Eunomia
    
    Fast den ganzen Tag - wenn man an diesem Ort überhaupt davon sprechen kann - verbrachte ich fast ausschließlich in meiner Koje, einem zwanzig quadratmetergroßen Raum. Außer einem Bett, einem kleinen Tisch und zwei Schränken steht nicht viel darin. An die Wände habe ich zahlreiche Kohlezeichnungen gekritzelt, Menschen, Bäume und ...
«1234...15»