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nackte Tatsachen
Datum: 14.04.2020, Kategorien: Macht / Ohnmacht
Heute möchte ich eine Geschichte erzählen, die meiner Frau passiert ist. Sie war bis vor kurzem Moderatorin bei einem privaten TV Sender. Den Namen möchte ich hier lieber nicht nennen. Da sich der Sender ausschließlich über Werbung finanzierte, kam er mit dem letzten Konjunktureinbruch erheblich ins Trudeln. Die Folge war ein strikter Sparkurs. Dabei wurde auch vor Entlassungen nicht Halt gemacht. Auch meine Frau fiel dem allgemeinen Sparwahn zum Opfer. Nach mehreren vergeblichen Blindbewerbungen stolperte sie dann regelrecht über ein Stellenangebot in der überregionalen Presse. Da suchte ein Pay-TV Nachrichtensender Sprecherinnen für seine Nachrichtensendungen. Ein Nachrichtensender als Pay TV? Ich wussten gar nicht, dass es so was gab. Ich konnte mir auch gar nicht vorstellen, wie so was funktionieren sollte. Da gab es in der ARD die „Tagesschau“ und „Heute“ beim ZDF. Dann gab es N-TV und N24 CNN usw. bei den Privaten. Alles ohne weitere Kosten. Warum sollte da jemand für eine Nachrichtensendung zusätzlich bezahlen? Ich versuchte etwas über diesen Sender zu erfahren. Im Internet fand ich nur eine Internetseite mit dem lapidaren Hinweis: „under construction. Hier entsteht eine neue Internetpräsenz“ Das Ganze war recht mysteriös. Da meine Frau aber keine besseren Alternativen hatte, schickte sie denen ihre Bewerbungsunterlagen. Etwa vier Wochen später erhielt sie dann eine Einladung zum Vorstellungsgespräch. Ich bot ihr an, sie ...
... hin zu fahren. Sie lehnte jedoch empört ab. „Wie sieht das denn aus, wenn ich mich von meinem Mann zum Vorstellungsgespräch begleiten lasse. In dem Inserat steht, dass die dynamische, selbständige und selbstbewusste Damen suchten. Da kann ich doch nicht mit meinem Mann aufkreuzen. Da kann ich ja gleich meine Mutter mitbringen. Ne, lass mal, das schaffe ich schon alleine.“ Zwei Tage später fuhr sie nach Köln, um sich vorzustellen. Ich war den ganzen Tag aufgeregt. Wie wird es ihr ergehen? Wird sie die Stelle kriegen? Bezahlen die auch ordentlich? Hätte ich nicht doch besser mitfahren sollen? Ich saß wie auf Kohlen zuhause, als meine Frau gegen 21:00 Uhr endlich zurückkehrte. „Schatz, wir gehen essen. Ich lade dich ein! Heute wird gefeiert!“ begrüßte sie mich freudig. „Du hast den Job?“ fragte ich ungläubig. „Jaaaaa“ jubelte sie. Wir fuhren zum Griechen. Unterwegs verriet sie mir nichts über den neuen Job. Erst als ich mich im Restaurant mit der Speisekarte beschäftigte fing sie an zu erzählen. Die Leute bei dem Sender seien total nett gewesen. Am 1. Oktober wollen sie auf Sendung gehen. Es ist, wie in dem Stellenangebot schon erwähnt, ein reiner Nachrichtensender, der den ganzen Tag nur Nachrichten und Sportberichte bringt. „Und die glauben das funktioniert?“ fragte ich skeptisch. „Da bin ich mir inzwischen ganz sicher. Das Konzept ist genial“ Der Optimismus meiner Frau war kaum zu bremsen. „Und wie sieht das Konzept aus?“ fragte ich immer ...