1. Live Your Life with Grace Teil 03


    Datum: 02.12.2017, Kategorien: BDSM

    VI
    
    Als das Licht der Rationalität den Tag aus dem Sumpf der Träume fischt habe ich meine Contenance wiedergewonnen.
    
    So etwas darf nicht wieder vorkommen. Das war ein Fehltritt, wie er jedem passieren kann, sogar passieren muß, eigentlich hätte ich damit rechnen können, denn wer ist schon unfehlbar? Es ist aber keine komplette Niederlage, nur eine kalkulierbare Schwäche im System. Ein Rückfall. Ich rufe mir meine ursprüngliche Motivation ins Gedächtnis, die erloschene Liebe zu meiner Frau. Auch wenn sie verwässert erscheint, bleibt zumindest das Ideal der Liebe an sich, das ich hochhalte. Seid ich mein Leid angenommen habe breche ich zu ungekannten geistigen Orten auf. Seit mich meine Frau verlassen hat, habe ich zu schreiben begonnen und schöpfe aus einer ungekannten Gefühlstiefe. Neue Welten entstehen in mir, so stark und bezaubernd, dass die Dringlichkeit der realen Welt verblasst. Von dieser Entrücktheit bin ich verzaubert und Grace ist der Zerberos, der mich von den trügerischen Verlockungen der Oberwelt fernhalten soll. Aber auf einmal wendet er sich gegen mich und stößt die Tür meiner geschützten Werkstatt auf.
    
    Nachdem ich meine Gedanken geordnet habe, kann ich meinem Taggeschäft wieder nachgehen. Die anbrandenden Tage schwappen die Erinnerung anGrace hinweg. An ihrer Statt baue ich meine Überzeugung zu einer Festung aus, die gegen die Brandung des Alltags von nachhaltigerer Dauer ist als das Verlangen. Mit geschwellter Brust wandle ich durch eine ...
    ... entseelte Welt - mit der inneren Überzeugung von einer Erfüllung getragen zu werden, die in den Anderen schon längst erloschen ist. Nicht einmal in meinen Träumen fürchte ich mich mehr vor unserem nächsten Treffen und bin stolz, den Dämon in mir bezwungen und eine weitere Prüfung bestanden zu haben.
    
    VII
    
    „Was kann ich dir anbieten?",
    
    frage ich sie, die an der Küchenzeile lehnt wie damals an ihrer eigenen.
    
    „Hast du einen Wein offen und vielleicht eine Kleinigkeit zu essen?"
    
    Ich räume die Sachen aus dem Kühlschrank auf den Esstisch und frage sie nach ihrem Leben in den vergangenen Wochen. Unsere Beziehung spielt sich in der Unterwelt ab und sie erzählt mir von ihrem profanen Leben, an dem ich keinen Anteil habe aber trotzdem Bescheid weiß. Uns verbindet eine paradoxe Vertrautheit, gemischt mit Distanz.
    
    Sie erzählt mir von ihrer Arbeit und deren Mühseligkeiten, von den langen Tagen und den wechselnden Anforderungen, den netten und den mühsamen Kollegen.
    
    „Wer kennt das nicht? Mir geht es auch so und ich versuche es als die Banalitäten des Alltags nicht allzu ernst zu nehmen."
    
    „Oh, da spricht schon wieder Mister Erleuchtet! Wie gut, dass du über den Dingen schwebst!"
    
    Mit ihrem Charme kann sie die brutalsten Aussagen als Humor verkleiden.
    
    Trotzdem fühle ich mich ins Bockshorn gejagt, lasse mich aber nicht unterkriegen:
    
    „Ja, genau, du sagst es. Und deswegen dürfen solche Übergriffe wie letztens auch nicht mehr vorkommen."
    
    Sie blickt mich verdutzt ...
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