1. Begegnung beim Uhrmacher


    Datum: 22.02.2020, Kategorien: Voyeurismus / Exhibitionismus Reif

    Ich gehöre wohl zu einer Minderheit: Die Zeit lese ich noch immer auf einer Armbanduhr und nicht auf dem Smartphone ab. Ich finde eben, dass etwas handwerkliche Kunst auch im Technologie versessenen 21. Jahrhundert noch Platz und Würdigung erhalten sollte und trage meine über 40jährige Ulysse Nardin – ein Erbstück meines Grossvaters - täglich.
    
    Natürlich braucht ein solch altes Stück hin und wieder eine Wartung und so begab ich mich vor ein paar Wochen in ein Uhrengeschäft, das auf solche Dinge spezialisiert ist. Als die Beraterin erschien und sich nach meinen Wünschen erkundigte, stockte mir ein Moment der Atem. Sie war ca. Mitte 30, schlank, ja fast schon zierlich und trug ihre dunklen Haare ganz businesslike hochgesteckt. Das dunkelblaue Kostüm und ein sehr dezentes Makeup mit einem unaufdringlichen Parfum rundeten einen perfekten Auftritt ab.
    
    „WOW! Die ist ja zum Anbeissen“, schoss es mir durch den Kopf und ich hätte ihr gerne einen meiner „Wünsche“ kundgetan…, doch das ging ja unmöglich. Ich zeigte ihr also meine Uhr und fragte, wie lange wohl ein Rundumservice dauern würde.
    
    „Oh, was für ein schönes Stück“, meinte sie lächelnd, „die sieht man nicht mehr sehr oft.“ Sie betrachtete die Uhr genauer und öffnete geschickt das Gehäuse.
    
    Ich hatte ein komisches Gefühl mit leichtem Ohrensausen, denn ihre Bemerkung schien irgendwie zweideutig. Flirtete sie etwa mit mir…?
    
    Schliesslich meinte sie aber in professionellem Tonfall, „wir haben zwar im Atelier gerade ...
    ... ziemlich viel Arbeit, aber für Sie mache ich mal eine Extraschicht. Sie können die Uhr in vier Tagen abholen.“
    
    Beim Wort „Extraschicht“ wieder so ein unterschwellig doppeldeutiger Tonfall! Na warte! Ich beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen und fragte, „und für die Extraschicht muss ich mich wohl mit einer Einladung zum Nachtessen revanchieren.“
    
    „Müssen tun Sie gar nichts, aber ich würde mich natürlich freuen, wie wäre es Morgen Abend in der Fähre (die Fähre ist ein sehr feines, gemütliches Restaurant am Fluss, etwas ausserhalb der Stadt).“
    
    „Aber gern“, erwiderte ich, „ich hole Sie nach Ladenschluss ab, so um 19 Uhr.“
    
    „Gut, wir sehen uns dann Morgen“, gab die zurück, „ich heisse übrigens Gina und auf das ‚Du‘ stossen wir beim Essen an, ok.“
    
    Am nächsten Abend wartete ich vor dem Parkhaus an der Einkaufsmeile direkt neben dem Uhrenatelier und nach wenigen Minuten erschien mein Date wie aus dem Ei gepellt: Diesmal trug sie einen schwarzen Hosenanzug, der ihre zierlichen Kurven gut zur Geltung brachte und darunter eine weisse Seidenbluse. Sie begrüsste mich mit einem Kuss auf die Wange, drehte sich einmal keck und gekonnt um die eigene Achse und fragte verschmitzt, „na, bin ich präsentabel für unser Nachtessen.“
    
    Ich hatte einen kleine Kloss im Hals – Gina war offenkundig „ready for action“ und erwiderte, „und ob, Du siehst zum Anknabbern aus.“
    
    „Mach‘ bloss keine Versprechungen, die Du nicht einzulösen gedenkst, vielleicht lasse ich Dich mehr als nur ein wenig ...
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