Weiblichkeit
Datum: 14.02.2020,
Kategorien:
Erotische Verbindungen
... bringt...
Im Geiste berufe ich eine Vollversammlung ein und bestelle alle in mein Büro. Die Vernunft erscheint zuerst. Wie immer. Aber sie würdigt mich keines Blickes. Danach überraschen mich Weiblichkeit und Libido Hand in Hand. Sie sind vergnügt und trällern alberne Liedchen, während sie sich ganz dreist auf meinen Schreibtisch setzen.
Auf dem Platz der Würde steht ein kleiner Grabstein. Für die Emanzipation wäre nicht einmal mehr ein Stuhl vorhanden. Und da, wo sonst der Stolz sitzt, finde ich eine... wunderschöne, junge Frau vor. So habe ich mich nun wirklich noch nie selbst betrachtet. Holla...
Die meisten anderen sind unverändert und generell ziemlich desinteressiert. Eine namhafte Ausnahme stellt allerdings die Neugier dar, die mit den beiden Schreibtischbesetzerinnen tuschelt. Was mir milde Sorgen bereitet.
Als Fazit lässt sich also ziehen, dass meine Emanzipation gekündigt hat, ich meine Würde wohl los bin und mein Stolz eine ziemlich offensichtliche Veränderung durchzumachen wünscht. Die zwei nackten Grazien, die unmittelbar mitverantwortlich für meine gegenwärtige Situation sind, werden sich kaum wieder völlig zum Schweigen bringen lassen. Und meine Vernunft redet nicht mehr mit mir.
Sonst noch was?
Ah... Ja. Die Neugier. Sie ist also auf der Seite der Libido und wird dazu beitragen, mich in Schwierigkeiten zu bringen. Mein Leben ist demnach im Arsch.
Böse starre ich jeden Versuch der Libido nieder, auf die letzten beiden Worte etwas zu ...
... erwidern. Und auch die Neugier bringe ich mit einer knappen Geste zum Schweigen. Ich muss nachdenken.
Und wie es nicht anders sein kann, wenn man mal einen Augenblick Ruhe braucht, klopft es an der Tür. Also knurre ich ein unwilliges Herein und... staune Bauklötze.
Meine geistigen Betriebsversammlungen finden seit jeher in den Räumlichkeiten der Ratio statt. Sicherlich wohnen solche Vorstandsmitglieder wie Stolz oder auch Libido eher auf der anderen Seite des Hirns, aber die Firmenzentrale steht hier. Basta.
Oder auch nicht basta, denn die Umzugshelfer, die ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen anfangen, mein Büro auszuräumen, tragen auf ihren Rücken den Schriftzug Emotio. Womit in etwa klar sein dürfte, was ich mir selbst mit meinen völlig bescheuerten Metaphern zu sagen versuche.
Und ich muss mich ernstlich fragen: Hab ich sie noch alle?
Die Antwort kommt von außen. Von Richard. Und sie ist nicht einmal an mich adressiert.
„Du bist eine echte Nervensäge, Tim", sagt er deutlich leiser als zuvor. Fast schon verschwörerisch. Was mich natürlich aufmerksam macht.
Vorher habe ich weggehört. Es ging zumindest teilweise um Geschäfte und teilweise um Privatkram. Ohne Stoppwörter wie ‚Ehefrau', ‚Freundin' oder ‚Haftbefehl'. Also ging es mich nichts an. Und das respektiere ich. Aber jetzt...?
„Also gut", raunt er. „Der Grund
ist
eine Frau und du musst gar nicht erst nachfragen: Sie schläft hier direkt neben mir."
...
„Du hast keine Ahnung wie ...