1. Born on the Bayou


    Datum: 26.12.2019, Kategorien: Verschiedene Rassen

    Einmal in seinem Leben hatte er Glück gehabt. Er hatte mit seinem Einkauf eine Reise nach Frankreich gewonnen. Das genaue Ziel durfte er sich in einem finanziellen Rahmen selbst aussuchen. Kay Wenzel interessierte sich weder für die Berge, noch wollte er am Strand abhängen. Er entschied sich deshalb für ein Gebiet südlich von Arles. Das Gebiet zwischen den beiden Hauptarmen der Mündung der Rhône ist ein Landschafts- und Naturparadies. Weiße Pferde und rosa Flamingos prägen das Bild der Camargue, genauso wie die Herden der typischen schwarzen halbwilden Stiere mit ihren langen, spitz zulaufenden Hörnern. Diese Tiere sind nicht nur eine Delikatesse auf dem Teller, sondern werden auch in Arenen beim Stierkampf bejubelt. Im Unterschied zum spanischen Pendant ist es in Südfrankreich ein unblutiges Vergnügen. Kay genoss die Reise sehr, bedauerte aber, dass er diese allein nach der Trennung von seiner langjährigen Lebensgefährtin in Angriff nahm.
    
    Der Mann, der es mit dem Stier aufnahm, wurde vom Publikum gestenreich mit viel Anerkennung bedacht. Ebenso das Tier, welches sich als würdiger Gegner herausstellte und nach dem Kampf wieder friedlich auf der Weide grasen würde. Noch ist kein Sieger abzusehen und der Stier trägt die begehrte Siegestrophäe, zwischen seinen spitzen Hörnern. Kay riss die Atmosphäre mit und er erhob sich synchron mit seiner Sitznachbarin bei jeder herausragenden Aktion des ungleichen Duos in der Arena. Auch sie schien allein zu reisen. Die junge ...
    ... schwarzhaarige Schönheit neben ihm war schwer einzuordnen. Der hellbraune Ton ihrer Haut konnte auf eine lateinamerikanische Herkunft hinweisen. Aber sie sprach französisch. Vielleicht war einer ihrer Elternteile auch von nordafrikanischer Herkunft und sie selbst Französin. Doch da war noch etwas Undefinierbares in ihren Gesichtszügen, welches seine Aufmerksamkeit weckte.
    
    Die Lebenslust, welche das weibliche Wesen neben ihm ausstrahlte, faszinierte Kay. Bei einer besonders spektakulären Handlung des Stierkämpfers sprangen beide auf und die Frau umarmte ihn, als wären sie ein Paar. Kay kramte nach seinen Schulkenntnissen der französischen Sprache und lud die Frau etwas ungelenk auf einen Kaffee ein. Diese akzeptierte lächelnd seine Einladung mit einem leicht anglophilen Unterton. Gleich neben der Arena befand sich ein kleines Lokal, in dem wenige Minuten später die beiden Platz nahmen.
    
    Nach der Bestellung schwiegen Kay und seine Begleiterin. Es war kein unangenehmes Schweigen, eher so etwas wie ein wortloses Verstehen. Dennoch siegte Kays Neugier. „Ich bin Kay", stellte er sich vor. „Mein Name ist Jeanne", antwortete sie auf Englisch in der Annahme, dass ihm dies leichter als sein Französisch über die Zunge gehen würde. Sie hatte recht, in der englischen Sprache fühlte er sich etwas sicherer. „Woher kommen Sie, wenn ich fragen darf?", versuchte er, seinem Wissensdrang Ausdruck zu verleihen. „Ich bin Amerikanerin." Kay zog verwundert seine Augenbrauen hoch. Eine französisch ...
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