1. Sklaven 06


    Datum: 21.11.2019, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... geohrfeigt hätte. Einen guten Morgen hatte sie in ihrer Situation sicher nicht. Was sollte für sie daran gut sein.
    
    Trotzdem wartete ich auf eine Reaktion von ihr, doch die kam nicht. Verständnislos starrte sie mich an. Entweder verstand sie mich nicht oder sie wollte mich nicht verstehen. Beides kam in Betracht. Ich nahm mir vor, Martha zu fragen. Sie hatte sicher besseren Zugang zu Madlaine.
    
    Ich rückte die Bettdecken noch etwas zurecht, was Madlaine unangenehm war. Das konnte ich sofort erkennen, denn ihre nicht gefesselte Hand griff sofort an die Decke und hielt sie fest. Ebenso sprang sofort der ängstliche Ausdruck in ihre Augen, den sie zuvor schon gehabt hatte.
    
    Ich schüttelte leicht meinen Kopf und sie verstand mich anscheinenden, denn sie hielt nicht mehr so fest wie zuvor. Ganz ließ sie aber nicht los. Das tat sie erst, als ich wieder aufstand und aus dem Zimmer ging. Martha war mein nächstes Ziel.
    
    Wie fast immer fand ich sie in der Küche. Hier war ihr Reich und ich war nur ein Fremdkörper, der hier schon lange nichts mehr zu suchen hatte. Als Kind hatte sie mich hier geduldet, aber jetzt war ich keines mehr. Sie sah mich argwöhnisch an, wobei es mir so vorkam, als wenn es nicht nur um ihr Reich ging.
    
    Ohne dass ich etwas sagte, begann sie in ihrem eigenen Sprachstiel, der eher an einen Singsang erinnerte.
    
    „Armes Ding Master. So krank. Aber nicht nur in Körper, auch in Seele! Spricht kaum, hat Angst vor weißen Menschen. Wurde nicht gut ...
    ... behandelt!"
    
    „Sie spricht?", fragte ich noch einmal nach, denn genau das war es ja, was ich zu erfahren hoffte.
    
    „Ja. Aber nicht viel. Eigene Sprache verstehe ich nicht, kommt woanders her als ich und meine Leute. Kann nur wenige Brocken aus weißer Sprache. Hat gelernt, auf Überfahrt über großes Wasser. Ist in Afrika geboren soweit ich verstanden. Mehr ich kann nicht sagen Master!"
    
    „Danke für diese Auskunft Martha. Was meinst du, wird sie wieder gesund?"
    
    „An Körper ja, bei Seele weiß ich nicht. Tiefe Spuren darin, die nur schwer zu reparieren sind!"
    
    Mit dieser Auskunft war ich schon etwas weiter, wenn es mir auch nur wenige erklärte. Martha und Maria waren nicht in Afrika geboren worden. Maria hier auf der Farm und Martha auf einer anderen. Sie war in jungen Jahren verkauft worden, weil sie einfach übrig gewesen war. Zu viel Personal brauchte niemand.
    
    Afrika, ein Kontinent so riesig, dass ich es mir kaum vorstellen konnte. Größer noch als der Norden Amerikas. Von dort waren die Schwarzen geholt worden oder stammten ursprünglich von dort. Dabei hatte ich nur wenige darüber in Erfahrung bringen können. Die wenigen Eindrücke darüber waren die vielen anderen Tiere, die es dort gab. Von den Menschen selber die dort wohnten, hatte ich wenige erfahren. Auch Martha wusste nur wenige darüber und vieles tat sie als Legende ab. Maria kannte natürlich auch nur Erzählungen.
    
    Bei Jim war ich mir nicht so sicher. Er erzählt nicht viel darüber, was das anging. Da war er sehr verschlossen. ...
«1...345...12»