1. Insel Fortsetzung 06


    Datum: 25.09.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... motivierte.
    
    Vielleicht war es auch etwas kindisch, sich schon darauf zu freuen, ihm einen Ring schenken zu können, aber die Freude war trotzdem da. Sie hatte das Bargeld bei den Dokumenten gefunden und eine Goldene Kreditkarte, die auf ‚ihren' Namen, also Michel Mahler ausgestellt war. Wahrscheinlich war es nicht möglich, die Kreditkarte auf Michaela Mahler auszustellen, weil die ‚echte Frau Mahler' schon eine hatte, aber das tat ihrem Glücksgefühl keinen Abbruch. Sie genoss das gute Gefühl für ‚Michaela' sorgen zu können.
    
    Beim Juwelierladen angekommen, öffnete sie galant die Tür für Michael. Sich selber gestand sie ein, dass es nicht nur galant war, sondern auch mit dem Vergnügen zu tun hatte, die entzückende Rückseite von ‚Michaela' zu betrachten. Sie hatte schnell gecheckt, dass das Kreditkartensymbol auf der Glastür vorhanden war und das Schild „We speak English".
    
    „Wir hätten gerne zwei neue Eheringe, weil uns Marseille von einer Cousine dafür empfohlen wurde. Sie müssen bis heute Nachmittag fertig sein -- wir sind mit dem großen Kreuzfahrtschiff angekommen." Michelle sprach ohne zu Zögern und schnörkellos.
    
    Der Juwelier war ein Herr mittleren Alters mit olivbrauner Haut und einem servilen Lächeln auf den Lippen. Er nahm Maß für die Ringe.
    
    „Ich schlage 585 Gold vor, meine Dame und mein Herr." Er breitete Schmuckkästen vor ihnen aus. Er sah ‚Michaela' an: „Madame, einer jungen Dame wie Ihnen würde sicherlich Roségold mit einem Weißgoldstreifen gut ...
    ... stehen."
    
    Mit einem Seitenblick erfasste sie den Ausdruck von leichter Verlegenheit auf Michaels Gesicht. Sie nahm seine kleinere Hand in ihre größere und drückte sie leicht ermutigend: „Schlicht sollen sie sein, aber edel, nicht wahr, Michaela?"
    
    Der Juwelier zog eine Ringschatulle heran und öffnete sie. Sie enthielt überwiegend Ringpaare, die in reinem oder kombiniertem Roségold gearbeitet waren. Michael sah die geöffnete Deckelseite mit dem Bild eines Brautpaares vor einem romantischen Baldachinbett an und war prompt nervös am Kichern, was den Juwelier sichtbar irritierte, als er einen ziemlich kleinen Ring an die Hand von Michael hielt. Im nächsten Moment hatte sie das Gefühl, als ob Michael seine Hand aus der ihren ziehen wollte und am liebsten schreiend aus dem Geschäft gelaufen wäre, aber dann nickte er und seine Hand entspannte sich etwas.
    
    Michelle runzelte die Stirn und griff ein. Sie nahm schnell den Ring direkt daneben, der ihr in der Größe eher als passend erschien. Er war überwiegend aus Roségold und war mit einem feinen Randreifen aus Weißgold versehen. In der Trennungslinie zwischen beiden Materialien befand sich ein kleiner, glitzernder Diamant. Sie steckte rasch den Ring auf den Ringfinger der linken Hand von Michael, bevor er sich es anders überlegen konnte. Dann hielt sie die Hand fest und betrachtete sie eine Sekunde und sah wie ‚Michaela' errötete. Sie fixierte die grünen Augen von ihm und legte in ihren Blick einen Ausdruck, der heißen sollte ‚Nun reiß dich ...
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