1. Wehrlos Ausgeliefert


    Datum: 21.09.2019, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... war auch schon alles. Sie fühlte immer noch nichts, weder ihren Körper, noch konnte sie sehen, oder Riechen. Sie hörte die Worte jetzt sehr viel deutlicher, doch musste sie sich immer noch anstrengen, deren Bedeutung zu erfassen.
    
    „Schau sie an die Schöne! Da liegt sie jetzt und hat nichts mehr von ihrem tollen Leben. Gepampert und vor sich hin vegetierend. Ohne Bewusstsein und ohne jegliches Gefühl. Woche für Woche ohne ein Lebenszeichen. Alles funktioniert wieder, doch ihr Gehirn ist auf Pause."
    
    „Komm hör auf mit deinem tiefsinnigem Geschwafel, wir müssen sie jetzt waschen und zurechtmachen, in einer halben Stunde ist Besuchszeit," und begleitet von einem höhnischen Lachen hörte sie noch, „und da muss sie doch aussehen, wie das blühende Leben!"
    
    Sie kannte weder die Stimmen noch die Person, über die sie sprachen. Doch sie war glücklich hier nicht allein in ............. „Wo war sie überhaupt? Ach ja, das Krankenzimmer."
    
    Ihr leerer Kopf füllte sich langsam wieder mit Erinnerungen. Ja sicher, da war ihre Zimmernachbarin, die arme lag im Koma. Doch warum war ich hier. Habe ich auch eine ähnliche Verletzung, bin ich auch so schlimm dran, oder?
    
    Auf einmal rauschte ein Glücksfunken durch ihren Geist.
    
    „Ich weiß wohl nicht genau, wo ich bin, aber ich weiß, wer ich bin!"
    
    Sie hatte einen Namen, Monika, Monika Schwarz, geboren am 17. Mai 1976, verheiratet, 18 Jahre verheiratet mit Oliver Schwarz.
    
    Sie konnte ihr Glück kaum fassen. Sie hatte ihr Gedächtnis oder ...
    ... wenigstens Teile davon wieder. Sie hatte ihren Körper wieder. Sie spürte ihn wohl nicht, aber auf jeden Fall wusste sie jetzt wieder wie er, wie sie aussah. Schlank, ovales Gesicht, 167 groß, brünette schulterlange Haare, stups Nase, einen sinnlich geschwungenen Mund, grüne Augen.
    
    „Doch warum kann ich nichts sehen? Ich spüre nicht mal meine Hände, meine Füße, nicht meinen Körper. Ist es hier kalt oder warm. Schwitze oder friere ich. Liege ich oder....... oder was?" fragte sie sich.
    
    Nur hören konnte sie. Hören und Denken. Doch da schlug ihr grenzenloser Optimismus wieder durch, „Hören und Denken, immerhin schon mal eine Sache mehr. Das erste Mal als ich aufwachte konnte ich nur denken!"
    
    „Hast du nicht auch das Gefühl, dass sie sich heute anders anfühlt?" sprach die tiefere Männerstimme.
    
    „Wie anders?" fragte die jüngere hellere, fast piepsieche Stimme.
    
    „Ja, anders. Lebendiger. Ich habe das Gefühl ihr Körper reagiert auf unsere Berührungen!"
    
    „Meinst du wirklich? Wir waschen sie jetzt schon genau zwölf Wochen, jeden Tag und jetzt meinst du auf ein Mal, sie fühlt sich anders an!"
    
    „Sie doch. Die Haut. Wenn ich hier entlang streife, stellen sich die Härchen!"
    
    „Ob das überall so ist?" Piepste es lüstern.
    
    „Probier es doch einfach mal aus. Da nimm ihre Brustwarze. Da kann man es am besten sehen." Kurze Pause. „Keine Angst!" fuhr die tiefe Stimme fort, „merken tut sie ja doch nichts und wenn, kann sie ja nicht petzen!"
    
    „Ich weiß nicht. Die klotzt mit ihren ...
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