1. Wehrlos Ausgeliefert


    Datum: 21.09.2019, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... all ihren Gedanken spürte sie weder ihren Körper, noch konnte sie etwas sehen. Sie rief, „Hallo! Hallo hören sie mich?" Keine Antwort. Die Stimmen plapperten einfach weiter. Langsam wurden aus dem Plappern einzelne Worte, deren Bedeutung sie so nach und nach registrieren konnte.
    
    „Oh schau unsere Schöne. Ist sie heute nicht wieder hinreisend hübsch. Ein Jammer, so ein toller Körper und total leer im Kopf!"
    
    „Das ist doch jetzt schon über 10 Wochen her, dass die Ärzte sie aus dem künstlichen Koma geholt haben?"
    
    „Ja, und nichts ist passiert. Kein Mucks hat sie von sich gegeben. Dr. Wegner sagte, sie hat auf unbestimmte Zeit ihr Bewusstsein verloren. Aber es könnte auch sein, dass sie in einer Art Wachkoma liegt!"
    
    „Die Arme. Wenn sie uns doch nur hören könnte, um sich dann irgendwie bemerkbar zu machen. Aber nichts, rein gar nichts ist da. Was für ein Jammer."
    
    „Dr. Wegner sagte, dieser Zustand kann noch Monate so bleiben, bis sie wieder zu sich kommt!"
    
    „Oder überhaupt nicht!"
    
    „Was ein Glück, das sie weiteratmete, als man das Gerät für die künstliche Beatmung abgeschaltet hatte!"
    
    „Ja, Glück für sie, Pech für die Empfänger!"
    
    „Die Empfänger?"
    
    „Klar doch, sie hat doch ein Organspender Pass, da waren schon einige, die nur noch auf ihren Tod warteten."
    
    Monika erschauderte, „die Ärmste!" Sie war also hier in diesem Raum nicht allein. Sie wusste wohl nicht, was passiert war, aber eines war ihr jetzt klar, sie musste in einem Krankenhaus sein. Und nach ...
    ... allem Anschein in einem Zweibettzimmer. Sie, zusammen mit der armen Person, die jetzt schon über 10 Wochen im Koma lag."
    
    Sie konzentrierte sich wieder auf die Stimmen.
    
    „Sie sieht so gesund aus! Vielleicht etwas mager, aber ansonsten ist alles dran."
    
    „Ja, sie hatte sich bei dem Sturz kaum verletzt. Ein paar Anschürfungen und jede Menge blaue Flecken. Sie hätte wirklich Glück gehabt, wenn das mit dem Kopf nicht gewesen wäre. Volle Kanne drauf. Dass da das Hirn was abbekommen hat, ist doch klar! Aber ob und wie schlimm, wird sich erst rausstellen, wenn sie aufwacht!"
    
    Monika war traurig und hatte Mitleid mit ihrer Zimmergenossin. Gott sei Dank konnte sie Denken und Hören. Sie war wesentlich besser dran als sie, ganz bestimmt. Sie spürte wohl sonst nichts, noch nicht, aber sie konnte Hören und Denken. Daran klammerte sie sich als Zeichen ihrer langsamen Genesung. Sie hatte wohl lange geschlafen. Doch jetzt war sie auf dem Wege der Besserung. So viel Glück hatte die andere wohl nicht. Dachte sie so für sich.
    
    Schubladen wurden geschoben, Rollen quietschten, eine Schranktür klapperte, etwas schlug gegen ein Glas. Eine der Frauen summte ein Lied. Dann hörte sie Schritte und die Tür fiel ins Schloss.
    
    „Und ich! Wann komm ich dran?" dachte sie noch, doch dann überführte ein warmes träges Gefühl sie in den Schlaf.
    
    **************************************
    
    Mitleid mit der Zimmergenossin.
    
    Geräusche, eine Stimme weckten sie wieder. Es war eine männliche Stimme. Doch das ...
«1234...16»