1. Die See-Bestattung


    Datum: 13.11.2017, Kategorien: Verführung

    ... Geschäft übernehmen. Meine Mutter war schon in meiner Kindheit verstorben. Meine Frau half mir dabei im Geschäft und es lief bis dahin eigentlich wunderbar. Aber ein verlotteter und stinkender Bestatter würde rasch pleite gehen, das war mir damals klar geworden. Sowas geht garnicht." Ich wollte aber nun das Thema wechseln und fragte sie: "Entschuldige bitte wegen meiner direkten Neugier, aber wie kamst Du denn in all den Jahren mit den Hormonen klar?" "Puh, Du stellst aber Fragen. Es gab keinen anderen Mann in der ganzen Zeit, wenn Du das meinst. Do it yourself. Das kennen viele Männer doch auch, oder? Irgendwann nach dem Schlaganfall riet mir eine Freundin, bei Beate Uhse einen handlichen Vibrator zu kaufen, den benutze ich immer noch. Ich bin sicher, der grinsende Postbote wußte damals genau Bescheid, als er das diskret adressierte Päckchen aus Flensburg bei mir auslieferte. Und wie war das mit den Hormonen bei Dir?" "Also", ich holte tief Luft und sagte: "Als Kaiser Karl noch nicht der Große war, sondern ein halbstarker Lümmel, wurde er mal von seinem Erzieher und späterem Berater Alkuin kräftig ausgeschimpft, weil er sich wieder einmal schamlos an jungen Bauernmädchen vergriffen und sie entehrt hatte. Karl meinte aber trotzig, irgendwo müsse ein junger Mann doch mit seiner Brunft abbleiben. Was Alkuin darauf geantwortet hatte, weiß ich nicht mehr so genau, das müßte ich erst einmal wieder nachlesen." Pause. "Und wo ist Kaiser Andreas mit seiner Brunft abgeblieben?" ...
    ... "Natürlich gab es da in all den Jahren die eine oder andere Frau. Aber es war nie was Ernstes. Nie das Verlangen, eine gelungene Nacht zu wiederholen oder vielleicht sogar eine neue Beziehung einzugehen. Kollegen von früher hatten mich auch mal, wohl aus Mitleid, zum Kölner Karneval überredet. Horror pur. Man wacht dann eines Morgens in einem fremden Hotelzimmer neben einer bleich und übelriechenden Person auf und sucht so rasch wie möglich das Weite. Nie wieder. Ich hatte auch mal an einer Kreuzfahrt auf der Donau teilgenommen, wo ein schlauer Veranstalter Singles zusammenbringen wollte. Mit Tanz und Gruppenspielchen. Abends an der Bar in lockerer Runde erzählte jeder ein wenig von seinem Beruf und seiner Arbeit. Als ich ich dann dran war und sagte, daß ich Bestatter sei, rief eine halbbetrunkene Single-Dame laut "Igitt", sie würde niemals einem Leichenwäscher die Hand geben können, geschweige sich von ihm anfassen lassen. Für mich war das schon ein kleiner Schock gewesen und ich mußte mich an diesem Abend sehr zusammennehmen, um nicht verbal zurückzuschlagen, sondern ruhig zu bleiben. Ich hatte auch ein paar Mal auf Anzeigen in der "ZEIT' geschrieben. Dort stehen manchmal richtig gute, fast literarisch formulierte Anzeigen drin. Aber nie hat mir jemand direkt auf meine Briefe geantwortet, sondern meistens nur Agenturen, die mir teure Verträge aufschwatzen wollten. Vielleicht war mein Text in den Briefen einfach zu dröge gewesen oder mein Bild zu schlecht, wer weiß? Vielleicht ...
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