Die See-Bestattung
Datum: 13.11.2017,
Kategorien:
Verführung
... Post sein. Heute Nacht kam der zweite Schlaganfall, an dem er letzlich starb. Ich hatte noch 112 angerufen, aber im Krankenhaus ist er denn verstorben." Ich hörte ihr schweigend zu und schaute sie einfach nur fasziniert an. Sie hatte auch noch wunderschöne Pianisten- hände, bei denen ich mir vorstellte, wie es wäre, von denen gestreichelt zu werden. Endlich kamen wir zum Thema, weshalb ich gerufen worden war. Ich fragte nach der Religion und ob eine kirchliche Bestattung gewünscht würde. "Nein, wir sind schon sehr lange nicht mehr Mitglied in der Kirche." Aber man könne doch auch als Nichtmitglied heutzutage fast jede Kirche mieten, die meisten Kirchen bräuchten nämlich dringend Geld, meinte ich. "Nein, nein, wir haben keine Geschwister, keine Kinder, kaum Verwandte, die noch reisefähig sind und auch keine Freunde mehr, nur noch ein paar frühere Kollegen. Unsere große Kirche hier mit zwei oder drei Trauergästen zu füllen, das geht doch wirklich nicht." Für einen Bestatter ist es natürlich besonders wichtig, zu-nächst herauszufinden, auf welchem Niveau eine Trauerfeier stattfinden kann und ob der oder die Trauernde an die ehelichen Konten herankommt, um eine Bestattung überhaupt bezahlen zu können. Das klingt so selbstverständlich, ist es aber nicht. Hier sind natürlich Behutsamkeit und Takt gefragt. Denn die Banken sind heutzutage ausgesprochen hartbeinig, wenn etwa weder ein Erbschein, noch eine Vollmacht, noch eine Patientenverfügung vorgelegt werden kann, wenn es nämlich ...
... nur ein Konto gibt, auf dem beispielsweise Pensionen und Renten auflaufen. Sie meinte, sie sei durch ein Testament Alleinerbin, das Haus sei bezahlt, mit zwei Renten sei sie gut versorgt und bräuchte nicht zu arbeiten, Geld sei also kein wirkliches Problem. Ich erklärte kurz, welche Methoden heutzutage bevorzugt würden, wenn man keine konventionelle Beerdigung per Sarg ins Auge fassen würde, sondern statt dessen eine Verbrennung bevorzugen würde. Neben den anonymen Bestattungen würden immer mehr Menschen die sogenannten Gärten der Stille wählen, kleine Baumgruppen, wo runde Namensschilder aus Emaille oder Porzellan in einen Baum gehängt werden. Als letztes erwähnte ich auch eine See-Bestattung. Hierbei zeigte sie sich sofort interessiert und fragte gezielt nach. Sie meinte, ihr Mann hätte schon eine gewisse Nähe zur See gehabt und sei früher sogar auch mal gesegelt. Ich erklärte ihr kurz den Ablauf und wo und wie man so etwas durchführen könne. "Ostsee von Travemünde aus, Nordsee von Cuxhaven." Ich erläuterte das Für und Wider beider Orte. "Wenn man seinem Angehörigen später einmal nahe sein möchte, dann dauert eine Anreise nach Cuxhaven und eine anschließende Schiffsreise mit der Fähre nach Helgoland und zurück schon einen ganzen Tag. Die Deutsche Bucht ist aber manchmal ein stürmisches Revier, sogar auch oft im Sommer. Travemünde hingegen ist da schon wesentlich günstiger, da ist man am Nachmittag wieder zuhause." Ich erklärte ihr, daß diese Art der Bestattung besonders von ...