1. Emails für Herbert


    Datum: 26.08.2019, Kategorien: Macht / Ohnmacht

    Emails für Herbert
    
    Die Erziehung der Professorin Dr. Dr. Anne Kläding
    
    Hallo mein Schatz,
    
    ich hoffe du hattest einen angenehmen Flug nach Japan, bist wohlbehalten angekommen und konntest dich in deiner Professorenwohnung arrangieren. Wie beneide ich dich um deinen dreimonatigen Aufenthalt in der alten Kaiserstadt Kyoto. Besten Dank für deine Anregungen einmal deinen alten Freund zu besuchen um ein wenig Abwechslung zu erhalten und einige neue Anregungen für meine wissenschaftlichen Arbeiten zu gewinnen.
    
    Wie gelobt werde ich Dir täglich von meinem Besuch bei Georg berichten.
    
    Georg holte mich wie ein Gentlemen vom Taxi ab und trug mein Gepäck in den zweiten Stock des Hauses, in dem er residiert. Er ist, wie du mir berichtet hattest, ein überaus attraktiver Mann, mit markanten Gesichtszügen und einer sportlichen Figur.
    
    Georg zeigte mir seine exquisit eingerichtete Altbauwohnung. Ich werde ein geräumiges Gästezimmer bewohnen, sogar mit einem eigenen Bad. Dein Freund ist wohl sehr wohlhabend. In meinem Zimmer hängt ein echter Matisse und gegenüber dem Bett steht ein voluminöser Spiegel aus dem Rokoko. Aus einem Schloss bemerkte mein Gastgeber auf meine Frage, woher dieser Schatz stammen würde. Ich solle mich erst mal ein wenig frisch machen, es wäre ja eine lange Reise gewesen, außerdem spät am Abend, er würde in der Küche auf mich warten. Kurz überlegte ich, ob ich in eine bequeme Hose schlüpfen sollte, entschied aber den Rock anzubehalten und die ...
    ... hochgeschossene Bluse, die du mir letztes Weihnachten geschenkt hast, anzuziehen. Die Bibliothek in meinem Zimmer ist voluminös, zwei Wände sind mit Büchern bedeckt. alte Folianten, die gesamte Ausgabe der Gartenlaube, aber auch Werke von Arthur Schnitzler, Franz Werfel und Thomas Mann beinhaltet sie. Ich entdeckte ein Buch von Henry Miller „Opus Pistorum“. Kennst du das? Mir ist nur sein Werk „„Big Sur oder die Orangen des Hieronymus Bosch“ bekannt.
    
    In der Küche wartete ein Glas Champagner und Kanapees auf mich. Georg, ganz ein feiner Mensch, fragte mich, ob er sein Sakko ausziehen dürfe. Es sei doch hier zu Hause, munterte ich ihn auf, nickte an meinem Glas und ich fand, dass er in seinem Hemd noch attraktiver aussähe. Ein würziger Duft ging von ihm aus und ich hätte gerne die Distanz zwischen uns verkleinert, um noch mehr von seinem Odeur zu riechen. Wir parlierten auf das Trefflichste, er berichtete auf amüsantestes Weise über seine Suche nach seltenen Kunstwerken und über seine Freunde, die wohl überwiegend aus Akademiker- und Künstlerkreisen stammen. Ich selbst erzählte über meine Lehrtätigkeit an der Universität, versuchte ein wenig mit meinen Augen zu flirten, musste aber feststellen, dass er meinen Versuch abhold war. Am bestens hat mich die Anekdote über euer Kennenlernen erheitert. Herbert! Du warst ja ein richtiger Schwerenöter, wie ihr beiden damals der gleichen Frau den Hof gemacht habt! Du sollst sie dann gefreit haben, das hast du mir gar nicht gebeichtet! Ein zweites ...
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