1. Nacktes Mädchen in Couleur


    Datum: 01.08.2019, Kategorien: Voyeurismus / Exhibitionismus

    Ich habe einen Vorschlag: Meine Freundin Nora stellt sich als Justitia mit Augenbinde und Couleur auf den obersten Absatz der Stiege! Aber der wirkliche Knaller ist: Nora trägt außer der Augenbinde, Band und Deckel nichts, gar nichts! Die nackte Justitia in Couleur!
    
    Die gemütliche Bude der Studentenverbindung im geräumigen Dachgeschoß des alten Innenstadtpalais ist brechend voll wie meistens am Freitagabend. Die zahlreich erschienene Aktivitas sitzt mit Band und Deckel beim Bier und erörtert lautstark die neuesten Uninachrichten. Dazu erschallen aus sangesfreudigen Kehlen alte traditionelle, Studentenlieder:
    
    Gaudeamus igitur, iuvenes dum sumus ...
    
    "Hört Euch das mal an" liest Audax mit empörtem Unterton aus der Zeitung vor: "ÖH will "Couleur"-Tragen an Uni verbieten. Die Österreichische HochschülerInnenschaft an der Uni Wien will ein Verbot des Tragens von 'Couleur' auf dem Gelände und bei Veranstaltungen der Universität erreichen. Ein entsprechender Beschluss wurde am Freitag bei der Sitzung der Uni-Vertretung gefasst. Außerdem soll der 'Burschibummel', das wöchentliche Zusammentreffen von Burschenschaftern an der Uni, untersagt werden."
    
    "Typisch für diese linksgrüne Bagage", stimmt Paragraph in die Häme seines Kommilitonen ein. "Warum fordern die nicht gleich ein Totalverbot von farbentragenden Verbindungen? Statt Couleur nur mehr Sex and Drugs and Rock'n Roll!"
    
    "Kommt schon noch!", brummt Perry in seinen Vollbart. "Na klar!", setzt Audax sein Zitat fort: ...
    ... "Außerdem verlangen die Studentenvertreter, daß die Uni 'öffentlich wirksam ein klares Statement gegen rechtsextremes und deutschnationales Gedankengut, den wöchentlichen Burschibummel sowie den Akademikerball' abgibt.
    
    'Couleurs' werden die Zeichen der farbentragenden bzw. farbenführenden Studentenverbindungen genannt - vor allem die Mütze und das um die Brust getragene Band in den jeweiligen Verbindungsfarben." "Hinweis für Ahnungs- und Geschichtslose!" feixt Paragraph. Die anderen Farbstudenten lachen dröhnend.
    
    "Dagegen unternehmen wir jetzt etwas! Das lassen wir uns einfach nicht mehr bieten!", schlägt Perry vor. "Studentenverbindungen müssen aktiv Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Nichts schadet dem Couleurwesen mehr, als an den Rand der Gesellschaft gedrängt zu werden. Ein Aufruf zu weniger Stammtischmentalität."
    
    "Klingt trocken, aber Gott sei Dank gibt‘s couleurstudentische Traditionspflege", pflichtet ihm Audax bei. Denn am Kneiptisch ist’s ja schließlich doch am gemütlichsten. Verbindung als Selbstzweck für die Mitglieder also? Auf den Buden werden laufend großartige Ideen geboren, die aber oft nicht einmal den nächsten Tag erleben. Vielleicht auch weil wir am liebsten nörgeln, uns empören, uns selbst beweihräuchern und unsere Opferrolle zelebrieren. Das alles kombiniert mit klassischer Vereinsmeierei bringt die Verbindungen in Gefahr zu einer sich selbst genügenden Randgruppe zu werden. Es gäbe für sie aber einen Auftrag: Speerspitze der konservativen Gesinnung ...
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