Das fremde Mädchen
Datum: 23.07.2019,
Kategorien:
Romantisch
... gingen rüber zum Stall. Papa hatte schon die Pferde gesattelt. Er hob Josi auf Filomena und ich half Manjula auf Dorina. Ich selbst stieg auf Habana. Dann folgten wir Josi. Denn die Maus legte ein mehr als rasantes Tempo vor. Sie schien wiedermal am Sattel festzukleben. Eine halbe Stunde später hatten wir sie dann auch gefunden. Josis Radar funktionierte mal wieder einwandfrei.
Panik stieg in mir auf, als ich die drei vom Hof reiten sah. So schnell war ich noch nie gerannt. Thomas Vater sah mich erstaunt an. "Ein Pferd, schnell, ich brauche ein Pferd. Kann ich das da nehmen?" Noch ehe er sich von dem Schrecken erholt hatte, schwang ich mich auf das Tier. Egal das es nicht gesattelt war. Reiten konnte ich ja. Auch ohne Sattel. Und so jagte ich den dreien hinterher, immer in Deckung bleibend. Doch ich mußte mich echt anstrengen, um mit ihnen mitzuhalten. Und das schärfste war, das Josi sie anführte. Ich hatte stellenweise mehr Angst um dieses kleine Mädchen, als um Manjula.
Natürlich hatte ich Igor gleich erkannt. Doch noch bevor ich ihn begrüßen konnte, stammelte er keuchend: "Ein Pferd, schnell, ich brauche ein Pferd. Kann ich das da nehmen?" Und noch bevor ich was sagen konnte, saß er schon oben und jagte den dreien hinterher. Ängstlich rannte ich aus dem Stall uns schaute hinter ihm her. Er saß auf Kyra. Sie war mit Abstand das wildeste und unbändigste Pferd im Stall. Selbst Thomas, der mit ihr groß geworden war, konnte sich nicht auf ihr halten. Irrsinniger weise ...
... konnte nur Josi auf ihr reiten. Bei ihr war sie lammfromm. Aber nur bei ihr. Alle anderen hatte sie nach 10 Sekunden schon im Staub liegen. Und jetzt jagte Igor auf ihrem Rücken hinter den dreien her. Und es sah so aus, das er, obwohl er ohne Sattel ritt, oben bleiben würde.
Stunden waren wir unterwegs gewesen. Das Gelände war einfach riesig. Mal im Schritt, mal im Trab, mal im Galopp legten wir eine sehr weite Strecke zurück. Wo wir uns befanden, konnte ich wirklich nicht sagen. Aber Thomas Mutter wußte immer Bescheid. Ich hatte mich lange nichtmehr so glücklich gefühlt. Zwischen den rasanten Galopps, in den Ruhephasen, unterhielten wir uns. Ich erzählte ihr von Indien und von meiner Familie. Sie erzählte von sich und den Pferden. Wie Thomas mit ihnen groß geworden war und später auch Josi. Daß er ihr das reiten beigebracht hatte. Und das dieser kleine Spatz damals mit ihren vier Jahren, keine Angst vor den riesigen Tieren gehabt hatte. "Wir haben sie mehr als einmal beim Mittagsschlaf aus einer Box holen müssen. Sie hat sich einfach zu einer von ihnen in die Box zum schlafen gelegt. Einfach so." "Und die Tiere haben ihr nie was getan?" "Nein, nie. Selbst Kyra nicht." "Kyra?" "Sie ist die rabenschwarze Stute, gleich am Anfang im Stall. Die in der ersten Box." "Ach die, die mich so angeschnauft hat?" "Ja. Auf der hält sich keiner länger als 10 Sekunden. Auch Thomas nicht." "Keiner?" "Nein." "Auch sie oder ihr Mann nicht?" "Nein." "Wer reitet sie dann?" "Josi." "WAS!" "Ja. ...