Das fremde Mädchen
Datum: 23.07.2019,
Kategorien:
Romantisch
... ja. Ab dem Moment war jedenfalls alles anders. Waren wir vorher nur so über das Parkett gestolpert. Ab dem Schlag schwebte ich richtig. Er konnte wahnsinnig gut führen. Und als der Kurs drei Monate später zu Ende war, wußte Mama auch, daß ich einen festen Tanzpartner hatte. Denn wenn ich aus der Tanzschule kam, schwebte ich noch in höheren Sphären. Er war wirklich himmlisch in seinen Armen über das Parket zu schweben. Und als ich mal wieder beim Abendessen von Tanzkurs sprach, wie gut mein Partner mich führen konnte und das ich mir wünschte, daß ich ihn als Tanzpartner auf der Gala haben könnte, da sagte sie: "Manjula?" "Ja Mama." "Bring ihn doch mal mit." "Mach ich." Mama fielen beinahe die Augen raus. Bisher hatte ich noch nie jemanden mitgebracht. Stillschweigend akzeptierte sie das. Und da fragte ich Mama, ob ich mit ihm zur Gala gehen könne. "Wir werden sehen. Zuerst will ich ihn sehen. Dann reden wir weiter." "Und wenn er dir gefällt?" "Wir werden sehen." "Er wird dir gefallen." Damit war die zweite Schlacht fast so gut wie gewonnen. Nein, sie war gewonnen. Schließlich wußte ich nur zu gut, welche Blumen Thomas meiner Mama mitbringen würde. Und dieses Geheimnis verriet ich ihm am folgenden Schultag. Er machte große Augen, als ich ihm meine Adresse gab. "Da wohnt ihr?" "Ja." "Das ist ja ein richtiges Schloß." "Ich weiß." "Na gut." Am Wochenende war es dann soweit. Thomas stand sonntags im schwarzen Anzug und mit einem Strauß weißer Rosen im Arm in der Bibliothek. ...
... Mama sah mich vorwurfsvoll an. Sie wußte nur zu gut, wer ihm diesen Tip gegeben hatte. Aber zu ihm war sie sehr freundlich. Besonders, als er sie gleich mit "Hoheit" ansprach. Papa schien ihm wohlgesonnen zu sein. Mußte er ja. Schließlich war er der einzige, dem ich mein Herz voll und ganz ausgeschüttet hatte. Er wußte alles. Von der Mauer, dem Gebüsch, meiner Schlacht, seiner Reaktion nach der Gala, und wie ich ihn davon überzeugt hatte, das ich ein Mädchen war und keine Prinzessin, bei meinem "Blitzkrieg" in der Scheune. Vor ihm hatte ich keine Geheimnisse, wie vor Mama. Denn schließlich hatte er mir ja gesagt, warum Thomas sich nach der Gala mir gegenüber so zurückhielt.
Einige Tage Später kam sie wie immer vor der Schule zu uns gelaufen, sie ging nicht, sie rannte wieder. Josi bekam so auch an diesem Morgen einen Kuß von ihr, bevor sie in die Schule ging. Dann war ich dran. Nur war er heute nicht so flüchtig wie vor ein paar Monaten. Nach unserer stürmischen und dennoch mehr als leidenschaftlichen Begrüßung, gab sie mir einen Briefumschlag. Einen goldenen. "Für mich?" "Für uns." Neugierig öffnete ich den Umschlag. Darin war eine Einladung zu einer Gala. Ich schaute sie fragend an. "Ich muß dahin. Und alleine will ich nicht." "Darum sollte ich tanzen lernen?" "Nicht nur du." "Wieso?" "Na, ich konnte doch nicht tanzen. Das heißt, ich konnte schon, aber doch nur unsere indischen Tänze." "Bringst du mir sie bei?" "Mach ich." "Wirklich?" "Ja, natürlich."
Als er mich dies ...