Das fremde Mädchen
Datum: 23.07.2019,
Kategorien:
Romantisch
... nicht aus, aber irgendwie fühlte ich es. Auch hatte ich den Eindruck, daß sie gerade ihren älteren Bruder vermißte. Denn über ihn erzählte sie sehr viel. Im Gegenzug dazu erzählte ich ihr dann von Josi. Was wir so machten. Und so verging die Zeit. Pünktlich zum Schulschluß stand Josi vor uns. Wir trafen uns ja immer hier, um dann gemeinsam nach Hause zu gehen. Erst als sie uns mit weit aufgerissenen Armen gleich beide umarmte, bemerkte ich sie. Und erst jetzt merkte ich auch, das Manjula irgendwann bei meinen Erzählungen eingeschlafen sein mußte. Denn ihre Reaktion auf Josis Umarmung, sie schreckte richtig zusammen, ließ keinen anderen Schluß zu. Mühsam erhob sie sich von meinem Schoß, zog meinen Anorak von ihren Schultern und gab ihn mir zurück. Josis Augen wurden riesig. "Sind die richtig?", fragte sie geradeheraus und zeigte mit ihrer kleinen Hand auf Manjulas prall gefülltes Oberteil. Manjula wurde rot, nickte aber. Doch bei Josis zweiter Frage schien ihr Kopf zu explodieren. Denn Josi fragte unverhohlen: "Bist du seine Freundin?" Manjula schüttelte den Kopf. "Nein, wir sind seit heute zusammen in der gleichen Klasse." "Schade." "Wieso?" Doch bevor Josi antworten konnte, hupte es und Manjula drehte ihren Kopf in Richtung des Autos. "Mama ist da. Ich muß los. Bis morgen." Sie hob ihre Hände, faltete sie zusammen und verbeugte sich leicht, dann nahm sie ihre Tasche und lief zum Wagen.
02 Die Inquisition 22
"Na mein Schatz, wie war der erste Schultag?" "Klasse." "Und ...
... die Mitschüler?" "Die Mädchen sind richtig lieb. Und was die mich alles gefragt haben. Das kannst du dir gar nicht vorstellen." "Was denn?" Ich erzählte ihr alles, was sie alles wissen wollten. Die Fragen der Mädchen, bezüglich meiner Brüste, verschwieg ich ihr natürlich. Mama hätte es zwar verstanden, aber dann würde sie bestimmt auch nachfragen, ob auch Jungs in der Klasse sind. Und von da an wäre es nur ein Katzensprung bis zu ihm gewesen. Mama konnte ich nicht viel verheimlichen. Doch da fiel mir etwas ein. Ich wußte ja gar nicht wie er hieß! Ich hatte ihn nicht nach seinem Namen gefragt! Und in der Klasse, während des Unterrichtes, hatte ich ihn auch nicht gehört. Verrückt. Da erweckt er in mir ein bisher noch nie gekanntes, unbeschreibliches Glücksgefühl, und ich wußte nicht mal wie er hieß. Zuhause machte ich meine Schulaufgaben und spielte was. Nach dem Abendbrot fragte mich Papa ebenfalls über die Schule aus. Erst jetzt erwähnte ich auch beiläufig, daß auch Jungs in meiner Klasse waren. Papa wußte dies. Schließlich war er ja bei meiner Anmeldung mit mir beim Direktor gewesen. Mir fiel das Zeugnis ein und sagte ihm, daß ich es dem Direktor schon übersetzt hätte. Als ich abends im Bett lag, kam Mama noch zu mir hoch. "Wieso hat du mir nicht gesagt, daß auch Jungs in deiner Klasse sind?" "Die sind doch nicht wichtig." "Nicht?" "Mama!"
Über lange Zeit hinweg konnte ich vor meiner Schwester Geheimnisse verbergen. Allerdings nicht alle. Der Weihnachtsmann ging ja noch. ...