1. Die Amateur-Stricherin


    Datum: 02.05.2019, Kategorien: Schamsituation

    ... sage ich, „iss inzwischen zwei Honigtoasts auf, oder noch besser einen mit Wurst, dann kannst du gerne ein Bad nehmen, ich bereite es vor.“
    
    Im Bad ziehe ich den Schlüssel ab, nehme mein gesamtes Rasierzeug und die Nagelscheren an mich und lege ihr ein frisches Badehandtuch hin. An der Tür hängt sogar noch der weißblaue Morgenmantel meiner Tochter Ines. Er dürfte ihr um einiges zu groß sein, aber bei einem Gebrauch als Bademantel ist das ja wohl nicht ganz so tragisch.
    
    Als ich das Wasser in de Wanne einlasse, steht sie schon schräg hinter mir. Sie hat Mr. Blümchen, ihren „Schlappi“ dabei. Den drückt sie fest an sich.
    
    „Denk bloß nicht, dass ich mich jetzt hier vor dir ausziehe. Bei mir kannst du gerne alles sehen, aber niemals meine Unterwäsche, wenn sie dreckig ist.“ Diese Mischung aus Kind und Frau bringt mir wieder ins Bewusstsein, dass ich es hier mit einer tickenden Bombe zu tun habe. Die Bombe hat einen Erschütterungszünder. Diesmal entschärft sie ihn aber vorübergehend selbst. „Bist doch nicht böse, gell, dass ich mir deinen Schlappi genommen habe? Ich hatte auch schon einmal so einen. Ohne den konnte ich nie ruhig einschlafen.“
    
    „Ist schon gut, Cora. Bei mir heißt er Mr. Blümchen. Du kannst ihn gerne haben. Versprichst du mir, dass du keine Dummheiten machst? Ich gehe jetzt raus und lasse dich allein. Du lässt aber bitte die Tür nur angelehnt. Ich werde bestimmt nicht spannen, keine Angst.“
    
    „Angst? Warum denn das? Ich rufe dich dann, wenn du mir den ...
    ... Rücken schruppen kannst“, lacht sie. Das klingt schon mal beruhigend. Ich nehme ihr vorsichtig den Plüschelefanten ab.
    
    „Mr. Schlappi, Sie setzen sich jetzt hier auf den Stuhl und passen auf, dass der Cora wirklich nichts passiert, einverstanden?“
    
    Sie lacht mich auf einmal fröhlich an, wie früher meine Tochter, wenn sie von meiner Gute-Nacht-Geschichte begeistert war. Eine Welle besoffener Selbstzufriedenheit überkommt mich. „Aufpassen, Ari! Du wirst dich gleich um Kopf und Kragen träumen“, klopft mein Gewissen.
    
    Ich lasse Cora allein im Bad zurück. Es ist Zeit, ihre Mutter zu informieren. Zuerst ist die Nummer besetzt. Nach einer geraumen Zeit klappt es endlich. Ich sage dieser Frau Pittrich, dass ich der Partner von Uwe Wachsmann sei und dass wir ihre Tochter gefunden haben. Ich nenne ihr die Adresse. Sie hat eine unangenehm herrische Stimme, keifend, schrill und genervt. Sie fragt nicht einmal, wie es ihrer Tochter geht, ob sie unverletzt und wohlauf ist. Sie fragt nur nach der Polizei, und ob wir die auch wirklich außen vor gelassen hätten.
    
    “ …das könnte ich mir gar nicht leisten, dass der Name meiner Tochter und damit auch mein Name als Schuldirektorin negativ in der Zeitung auftauchen. Na, das können Sie sich ja auch schon selber denken, nicht wahr? Also gut, in einer halben Stunde bin ich da, ich werde unten auf der Straße dreimal kurz hupen.““
    
    In diesem Moment schlägt das Schicksal zu. Wie der Ploing-Teufel aus der Zauberkiste steckt Cora ihren Kopf durch die ...
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