1. Die Amateur-Stricherin


    Datum: 02.05.2019, Kategorien: Schamsituation

    ... damit er keine Dummheiten macht, sich nicht in Gefahr bringt und immer schön gesund bleibt!“
    
    Cora hat ihn jetzt in Besitz genommen und presst in so fest an sich, dass er fast völlig seine Fasson verloren hat. „Schlappi, mein lieber, lieber Schlappi! Wie bist du denn hierher gekommen? Du bist ja gar nicht tot und verbrannt! Ich war ja so traurig! Ganz glatt und sauber bist du jetzt und dein Schlappohr ist auch wieder dran. Warst du beim Elefantendoktor, mein Lieber? Komm, lass dich drücken. Jetzt gebe ich dich auch bestimmt nie wieder weg, versprochen.“
    
    Ich schließe unauffällig die Wohnungstür und ziehe den Schlüssel von innen ab. Mein schlechtes Gewissen klopft mir schmerzhaft von innen an die Schädeldecke. Ja doch! Ich weiß, dass ich das nicht darf, verflucht noch mal! Ich stecke jetzt aber nun mal drin und muss jede Chance nutzen, ohne Blessuren wieder aus der Sache heraus zu kommen.
    
    Mit schuldbewusstem Herzklopfen gehe ich in die Küchenecke und mache uns ein paar Toastscheiben zurecht. Wurst, Käse, Nougat, Marmelade, Honig, eben alles, was ich schnell finden kann. Cora ist immer noch in ihr freudiges und ganz unverhofftes Wiedersehen mit „Schlappi“ vertieft. Sie redet leise auf ihn ein. Ich kann es nicht verstehen, aber es klingt meistens traurig oder entschuldigend. Manchmal irrlichtert darin auch ein schluchzendes Lachen. Es wird mir peinlich. Ich komme mir vor, wie ein Voyeur.
    
    Meine Stimmung verbessert sich immerhin sehr wesentlich. Alles Mögliche hatte ich ...
    ... erwartet, aber das nun wirklich nicht, Das nicht. Mr. Blümchen wird doch hoffentlich Verständnis dafür haben?
    
    Als ich den Teller mit den belegten und geschmierten Toastscheiben vor sie hin auf den Couchtisch stelle, sehe ich ihre Augen dankbar aufleuchten. Doch auf einmal rümpft sie die Nase, legt den Honigtoast wieder zurück und sagt: „Ich stinke. Ich stinke ja ganz fürchterlich, igitt! Kann ich mich bitte waschen, duschen, oder ein Bad nehmen? Ja, am besten ein Bad.“
    
    Sie kommt langsam wieder zu sich und auf den Boden der Realität zurück. Sie beginnt wieder, sich selbst und ihre Umgebung realistisch wahrzunehmen. Ich bin mir nicht so richtig im Klaren, ob das jetzt gut oder schlecht für sie und für mich ist. Ich beschließe, sehr vorsichtig zu sein. Ich werde sie behandeln, wie ein rohes Ei, wenn es irgendwie möglich ist. Wenn sie es zulässt.
    
    Meine Wohnung liegt im dritten Stock eines ganz gewöhnlichen Mietshauses. Das Bad ist nachträglich eingebaut, in eine ehemalige große Speisekammer. Es ist fensterlos, hat nur einen Abzug. Was könnte sie da drin schon anstellen? Ich sollte da lieber mal einen Strafvollzugsbeamten fragen, der könnte mir bestimmt was erzählen. Sie kann zwar nicht aus dem Fenster springen, aber sie könnte den Spiegel zerschlagen, sich die Pulsadern aufschneiden, sich absichtlich im Gesicht verletzen oder, oder, oder…
    
    Aber ein Bad hat sie wirklich nötig, und ich habe es ihr sogar versprochen, vorhin im Auto.
    
    Wir müssen da durch.
    
    „Gut Cora“, ...
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