1. Ein Verhältnis am Rand des Terroristenprozesses


    Datum: 26.12.2018, Kategorien: Verführung

    ... gegenüber so gutmütig bist und mich nie angemacht hast. Ich mag dich einfach. Spürst du auch Frühlingsgefühle?". Er stammelte fast "Du bist die erste Person, die mich nicht korrigieren oder bemuttern will. Es ist einfach schön, mir dir zusammen zu sein. Mehr will ich gar nicht, ich habe bloss Angst, dass du aus dem Hotelzimmer ausziehst, wenn ich mich daneben benehme".
    
    Ich nahm ihn in die Arme und spottete "Oh du armer, Angst vor einer Frau, das passt doch nicht zu dir". Erst in diesem Moment wurde mir etwas klar, ich sah ihn ernst an und fragte besorgt "Aber allzu oft warst du noch nicht mit einer Frau zusammen, oder? Stehst du vielleicht sogar auf Männer?". Ich sah, dass er sich schämte, zuerst nichts herausbrachte und dann leise gestand "Genau genommen hatte ich noch nie was mit einer Frau. Mit Männern erst recht nicht, das ist nicht mein Ding". Ich sah ihn entsetzt an, das hätte er nicht sagen dürfen, eine männliche Jungfrau. Da konnte ich nur noch ächzen "Sag, dass das nicht wahr ist". Er schwieg betreten, ich resignierte "Also wahrscheinlich doch. Dass das Unmögliche immer mich treffen muss". Er war dermassen am Boden zerstört, dass ich ihn trösten musste, mich an ihn kuschelte und meine Hand sanft über seine Arme oder sein Haar streichen liess. Er schob sie weich weg und seufzte "Ich brauche dein Mitleid nicht". Das machte mich glücklich. Wenn er nicht einsichtig wäre, hätte er mir die Hand heftiger zurückgestossen.
    
    Wir mussten dann fahren, aber ich nahm mir noch ...
    ... die Zeit, an der Rezeption einen Auftrag zu erteilen. Wir trafen genau dann vor dem Gericht ein, als auch die Notizen von Tom auf meinem Handy landeten. Ich übertrug sie auf das iPad, denn dieses diente jetzt mit der Zusatzkamera als Bildtelefon in die Redaktion. Dort stellte mir diesmal der Nachrichtenmoderator Fragen, die ich beantwortete. Dabei baute ich das schöne Frühlingswetter ein, bei dem Andy die friedliche und sonnige Umgebung einblendete. Deren Kontrast zu den zur Sprache gekommen Terrorgräueln sollte den Zuschauern noch verstärkt den Unterschied zwischen Frieden und Terror ins Gedächtnis einbrennen. Frieden hier draussen, drinnen verbale Feststellungen über Videos von Enthauptungen sowie Tötungen, wenn die erpressten Unterstützungsgelder nicht bezahlt wurden.
    
    Rechtzeitig waren wir wieder im Gerichtssaal. Von kurz nach drei bis abends viertel vor sieben redete bloss die Bundesanwältin. Teilweise kriegte ich nichts mit, weil ich an Andys Probleme dachte. Am Schluss kam der entscheidende Moment, die Staatsanwältin forderte für die beiden Hauptangeklagten je 7,5 Jahre, für den dritten Täter 5,5 Jahre und für den Hassprediger gar nur 2,5 Jahre, diese erst noch teilbedingt. Es reichte gerade noch für eine ganz kurze Ergänzungsendung per Bildtelefon an meine Redaktion, diesmal beim abendlichen Licht vor dem Gerichtsgebäude. Ich konnte zufrieden sein.
    
    Im Hotelzimmer blickte sich Andy entsetzt um und stammelte "Da hat man heute wohl gepfuscht, wieder das ungetrennte ...
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