1. Deus ex machina


    Datum: 10.12.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... Du klingst weiblicher als je zuvor!"
    
    Jetzt, wo er darüber nachdachte, stellte er fest, dass es tatsächlich so war. Sie hatte natürlich einen komplett neuen Stimmprozessor bekommen, er hatte aber nicht erwartet, dass dessen Betonungs- und Stimmlagennuancen so ausgereift waren und dermaßen natürlich klangen.
    
    Man konnte beinahe vermuten, darin Emotionen mitschwingen zu hören, aber das war natürlich undenkbar. Es gab viel Fortschritt, aber so weit war die Kybernetik noch lange nicht."
    
    „Vielen Dank für das Kompliment. Mir gefällt meine neue Stimme auch viel besser. Die Programmierer haben bereits nahezu perfekte Arbeit geleistet, aber ich habe sie anschließend mittels meiner Datenbanken noch weiterentwickelt."
    
    „Ich bin hinreichend beeindruckt.", meinte Greg schmunzelnd.
    
    „Aber nun würde ich gerne unsere Reise beginnen."
    
    „Sehr wohl, Sir. Es ist alles bereit."
    
    Der Industrielle nahm auf dem Pilotensitz, einem anpassungsfähigem Gel-Sessel, der sich im Zentrum der geräumigen Brücke befand, Platz. Von hier hatte man eine phantastische Rundumsicht, da nahezu alle Flächen verglast oder mit Holo-Bildschirmen versehen waren.
    
    Er hatte Monate gebraucht, um diesen Raum in dieser Form zu konstruieren. Man kam sich beinahe vor als würde man sich außerhalb des Schiffs befinden. Nur einige schlanke Träger störten das Bild, aber sie waren statisch nicht zu vermeiden gewesen.
    
    Es gab noch ein Hilfscockpit, mit dem man das Schiff bei einem Notfall steuern konnte, es befand ...
    ... sich ganz vorne am Bug war aber sehr viel kleiner und nicht so komfortabel.
    
    „Möchten Sie eigenhändig das Schiff aus dem Hangar navigieren oder soll ich das übernehmen, Commander?", erkundigte sich der Bordcomputer.
    
    „Ich möchte selbst starten. Es ist schließlich der Jungfernflug. Aber Du könntest während der Startphase etwas Musik spielen. Such bitte etwas Schönes, Passendes aus unseren Datenbanken heraus."
    
    „Sehr gerne, Sir."
    
    Die manuelle Steuerkonsole fuhr geräuschlos aus dem Boden und Greg ergriff den komplexen Joystick. Ein feines, fast nicht spürbares Vibrieren kündete davon, dass die Triebwerke aktiviert worden waren.
    
    Die beiden riesigen Schotts vor ihm begannen sich langsam zu öffnen und die Kontrollleuchten in ihrer Mitte wechselten von Rot auf Grün.
    
    „Bereit, Commander?", fragte Sel.
    
    „Ja."
    
    „Verankerungen gelöst und Bremssysteme deaktiviert. Freigabe vom Tower für Korridor B 17. Wir sind startklar."
    
    Greg schaute sich noch einmal auf der Brücke um, bevor er den Schubregler betätigte. Auf diesem Schiff würde er die nächsten 5 Jahre seines Lebens verbringen.
    
    Vorsichtig gab er Schub, dabei hielt er unwillkürlich den Atem an.
    
    Sel nahm die einsetzende Bewegung des Schiffs zum Anlass, das Musikstück zu starten. Als die ersten Töne erklangen, grinste Greg.
    
    Eine gute Wahl.
    
    Es war Ravel´s „Bolero".
    
    Er hatte fast vermutet, dass der Bordcomputer, in Anlehnung an den uralten Klassiker „2001-Odyssee im Weltraum", den Donauwalzer wählen würde, ...
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