1. Mein Bruder


    Datum: 01.11.2018, Kategorien: Macht / Ohnmacht

    ... kam allein. Sie wollte "nur wir beiden Frauen" mit mir durch die Boutiquen ziehen und die Altstadt "ducheinander" bringen. Ich war schon aufgeregt als ich das Telefon auflegte. Ich hatte nichts zum Anziehen für diese Tour. Als sie am nächsten Tag klingelte und vor meiner Bude stand, war ich sprachlos. So eine Schönheit gibt es nur in Modezeitschriften dachte ich, und ich war jetzt schon stolz, das ich sie rumzeigen konnte. Sie war auch aufgeregt und half mir beim Auswählen der Klamotten, die ich für die Tour anziehen sollte. In der ersten Boutique bot man uns einen Cafe an, so etwas habe ich noch nie erlebt. Sie kaufte einen atemberaubend kurzen Minirock in rot und mir schenkte sie ein knallenges Top. Wir zogen weiter und ich betrat Läden, die ich alleine nie gesehen hätte. Am Schluß saßen wir in einem Restaurant am Münster. Alle schauten zu uns rüber und ich himmelte sie an. Sie war der alles überstrahlende Star.
    
    Während dem Essen sagte sie plötzlich, sie wolle mit mir ein Vertrag machen. Ich stockte. Sie würde mir immer helfen, wenn ich Hilfe bräuchte, dafür muß ich immer alles tun, was sie will. Sie formulierte dies in den zwei Sätzen, die das genaue Zitat aus dem Vertrag waren, den ich mit meinem Bruder hatte. Ich fühlte mich verraten, mir kamen die Tränen. Wir schwiegen. Nach einiger Zeit sagte sie, mein Bruder will, das sie so einen Vertrag mit mir mache, damit mir klar werden soll, wo meine Stellung sei. Ich schluckte und das Gefühl verraten worden zu sein wurde ...
    ... noch stärker. Ich begann leicht zu zittern. Sie wiederholte, das es der Wunsch meines Bruders sei und sie ihrem Herrn immer gehorchen will. Ich weiß nicht wie lange ich brauchte, bis ich diese Worte so richtig begriffen hatte. Unter Tränen, im Restaurant noch, holte ich ein Blatt aus meiner Handtasche, schrieb die beiden Sätze und unterschrieb in einem Zug. Danach, ohne Unterbrechung, stach ich mir in die Fingerspitze und tropfte zwei Tropfen Blut darauf. Der Vorgang war exakt wie damals mit meinem Bruder. Auch sie unterschrieb und tropfte Blut darauf. Meine Tränen trocknete ich mit einem Tempo weg, alles geschah ohne weitere Worte im Restaurant. Und plötzlich saß ich in meiner Bude, sie stand vor der Balkontür und sah hinaus, das Licht schien durch ihren weißen Rock.
    
    Ich schluckte, schaute auf ihre langen Beine. Erst verstand ich nicht was sie sagte, und ich mußte mir erst so manches zusammendenken, bis ich verstand. Sie habe mit meinem Bruder einen ähnlichen Vertrag. Nur wesentlich strenger. Sie sei seine Sklavin. Sie habe sich gar nichts zu wünschen. Sie habe absoluten Gehorsam zu leisten. Sie habe sich solche eine Sklavenschaft schon immer gewünscht und mein Bruder sei der richtige Herr für sie. Distanziert, leidenschaftlich und streng, dabei aber voller Liebe und immer sehr phantasiereich. Ich konnte nichts sagen, fragte nur "und jetzt?" Sie strich mir über die Wange, wie schon einmal. Wenn sie mir Befehle gebe, seien dies nur die Befehle ihres Herrn und ich solle stolz ...