1. Geschichten aus einer anderen Welt


    Datum: 11.10.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    Teil 1: Leyla
    
    Der Weg von Runhagen aus war bisher recht gut verlaufen. Wenn er sein Tempo halten konnte, würde er in zwei bis drei Tagen in Anwelden ankommen, früher als er erwartet hatte. Nicht das er eine dringende Notwendigkeit hatte an einem bestimmten Ort anzukommen, er nahm Gelegenheitsaufträge an, hier und dort, aber es war immer schön, mal wieder unter Leute zu kommen. Die endlosen Tage auf der Straße waren nicht gerade das, was man sich unter einem Abenteurerleben vorstellt. Man würde ihn gemeinhin wohl auch mehr als Tagedieb oder Landstreicher bezeichnen, dennoch sah es als einigermaßen ehrbar an, man erledigte eben Aufträge, die andere nicht tun wollten oder konnten, dennoch mussten sie gemacht werden.
    
    Vor mehreren Leben, so schien es, war er von zu Hause aufgebrochen, auf der Suche nach etwas neuem, aufregendem. Um seine Familie trauerte er nicht, das Leben dort war voll von Erniedrigung und dem Gestank der Stadt gewesen, aber das Leben wurde mit der Zeit einsam. Als Kind hatte er immer gedacht, es könne nichts Leidigeres geben, als hungernd in einer Ecke kauernd zu sitzen, um nicht im Schneesturm zu erfrieren. Stunden hatten sich angefühlt wie Tage, jeder einzelne Knochen wurde einem bewusst. Mittlerweile hatte er lernen müssen, dass es durchaus noch schlimmere Zustände geben konnte.
    
    Noven schaute zum Himmel. Die große gelbe Scheibe neigte sich schon bedächtig weit Richtung Horizont, es war Zeit nach einem Rastplatz Ausschau zu halten, möglichst noch ...
    ... bevor die Dämmerung hereinbrach. Diesen galt es mit Bedacht zu wählen, nicht zu nah an der Straße, aber auch nicht zu weit weg, um eventuelle Vorkommnisse früh erkennen zu können. Nachts kamen die Räuberbanden. Meistens hatte man Glück, doch Vorsicht war hier stets besser als Nachsicht. Noven wusste um die Gefahr, alleine zu reisen, die Räuber waren meistens zu dritt oder zu viert, doch er wusste sich zu verteidigen. Er hatte gelernt, dass man als Alleinreisender viel schneller flüchten konnte, falls es einmal Probleme gab und mit ein paar Räubern wurde er schon fertig. Man musste nur wissen, wo man sich einen sicheren Schlafplatz suchte, um nicht in unbedachten Momenten überrascht zu werden.
    
    In nicht allzu weiter Ferne sah er ein Waldstück auftauchen, der ideale Platz um Rast zu machen. Er lenkte seine Schritte in diese Richtung, mit der Gewissheit, dass sein Abendmahl heute sehr spärlich ausfallen würde. Auf dem Grasland, war es schwierig etwas zu jagen, zum Fallenstellen hatte er nicht die nötige Ausrüstung. Er breitete seinen Schlafsack in einer kleinen Mulde aus, so würden ihn herannahende Personen nicht ohne näheres hinschauen ausmachen können. Seine beiden Säbel legte er wie immer griffbereit daneben. Während er diese Tätigkeiten ausführte, wurde ihm wieder einmal bewusst mit was für einer Selbstverständlichkeit er auf diese Weise die Nacht vorbereitete. Er zählte noch keine 25 Winter und doch fühlte er sich in Momenten wie diesen wie ein alter Mann. Er schüttelte den ...
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