Neue Stadt, neues Leben
Datum: 01.09.2018,
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1 auf 1,
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Es war logisch, dass ich nicht länger in Halle bleiben konnte. Die Erinnerungen, die Freunde, die Menschen, die Orte, die ganze Stadt erinnerte mich an Emma. An ihren wundervollen Charakter, an ihre Schönheit, ihre unkomplizierte Art und an den versauten Sex. Ich war innerlich gebrochen, zerstört und auch die Freunde, die mir versuchten zu helfen, mit mir zu reden machten es eigentlich nur noch schlimmer. Am besten erinnere ich mich noch an eine Unterhaltung mit Johanna im Stadtpark, wir hatten uns dort zum Volleyball getroffen, doch ich war an dem Tag so down, dass ich es nicht mal auf die Spielfläche schaffte und mit Johanna am Rand sitzen blieb.
"Karl, du kannst nicht die ganze Zeit so kaputt sein, früher oder später musst du sie vergessen, glaub mir, ich weiß wovon ich rede. Du bist hier nicht der einzige der sie vermisst, aber sich an damals zu erinnern macht es nicht besser, das macht es eher schlimmer."
Ich hatte nicht vergessen, dass Johanna Emmas beste Freundin war und dass es ihr ironischer Weise gerade genauso ging wie mir, nur dass es für sie noch viel schlimmer war, denn es gab keinen Abschied, ich war der einzige gewesen, der Emma gesehen hatte, bevor ihr Vater sie am gleichen Tag in irgendein Internat in den Westen gebracht hatte. Ich hatte versucht sie anzurufen, doch wie es aussah hatte der Vater sie jetzt vollkommen unter seiner Kontrolle, hatte ihr eine neue Nummer besorgt und die alte annulliert.
"Tut mir Leid, aber deine Situation ähnelt ...
... meiner nicht im geringsten. Dir ist sie nicht so sehr ans Herz gewachsen, das glaube ich kaum und wirkt so einen Reiz auf mich aus um mich dann auf einmal aus dem blauen Himmel hinaus einfach sitzen zu lassen. Das glaube ich kaum."
Ich weiß noch, wie Johanna anfing zu weinen, als ich weiter so redete, sie schließlich vor der Situation flüchtete und alle Freunde und Bekannten das mitbekamen.
Seit dem Moment wurde ich von dem Großteil meiner Freunde gemieden, ich isolierte mich immer mehr von meiner Crowd, da überall wo ich auftauchte fast augenblicklich schlechte Stimmung herrschte. Regelrecht der Bad Vibes-Magnet. Das Schuljahr ging Richtung Ende zu und ich wusste endlich, dass es keinen Sinn ergeben würde länger in Halle zu bleiben.
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Das Liborius Gymnasium in Dessau war schon immer die Schule meiner Schwester gewesen, wenn ich mal zuhause war und meine Eltern besuchte, herrschte immer diese Grundrivalität und man versuchte sich gegenseitig zu übertrumpfen. Da ich von der Schule schon einige Leute kannte war das die erste Wahl für mich gewesen. Ich erhielt meinen Drogenring weiterhin aufrecht und schaffte es so, mir eine Wohnung in der Nähe des Schillerparks in Dessau zu organisieren. Ich hatte dem Gedanken schon längst abgeschworen, je wieder zu meinen Eltern zurückzukehren.
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Der erste Schultag war ein komisches Gefühl. Ich weiß nicht mehr warum, aber es fühlte sich seltsam an. Ich saß als Ältester in einer Klasse voller motivierter halbstarker Jungs, ...