1. Anwendungen


    Datum: 02.07.2018, Kategorien: Schamsituation

    Mein Gott, ist hier die Zeit stehen geblieben? Das sieht ja fast noch genau so aus, wie vor 25 Jahren. Gut, da drüben, das neue Haus gab es damals noch nicht. Auch an den Spielplatz konnte ich mich nicht erinnern.
    
    Nach 25 Jahren kam ich zum ersten Mal wieder in das kleine Dorf in Süddeutschland zurück, in dem ich meine Kindheit verlebt hatte. Dorf darf man eigentlich nicht sagen. Es ist ein Kurort und schmückt sich mit den Vorsatz „Bad“ vor dem Ortsnamen.
    
    Das war auch der Grund, warum ich heute hierher gekommen bin.
    
    Es war mal wieder so eine abgefahrene Idee meines Bruders. Zu meinem 40. Geburtstag hatte er mir doch tatsächlich einen Gutschein für „Anwendungen “ in der Kurklinik in unserem Heimatort geschenkt.
    
    Unter Anwendungen versteht man
    
    Behandlungen mit dem ach so gesunden Wasser, das aus den Quellen stammt, die den Ort schon im Mittelalter berühmt gemacht haben. Zusätzlich sollte es noch verschiedene Massagen geben.
    
    Zuerst dachte ich ja, dass das eher was für alte Leute sei, entschied mich dann aber doch, den Gutschein einzulösen. Für mich war es zusätzlich auch noch eine Reise in die Vergangenheit. Ich fragte mich, was eigentlich aus den Schulkameraden von damals geworden ist. Leben noch welche hier in dem Dorf? Oder sind die alle weggezogen? Ich hatte keine Ahnung.
    
    Dann sah ich die Kurklinik. Der große Kasten sah noch genau so aus wie damals. Nur der große Parkplatz war neu. Auf diesem stellte ich meinen Wagen ab.
    
    An der Rezeption legte ich ...
    ... meinen Gutschein vor.
    
    „Ach sie haben das Wohlfühlprogramm
    
    De Luxe gebucht, sehr gut. Bitte folgen sie meiner Kollegin, die bringt sie in den Bäderbereich“ Damit reichte mich die Dame hinter dem Tresen weiter. Ich folgte dem jungen Mädchen. Ob sie wohl aus dem Ort stammt? Sie war vielleicht 17 oder 18 Jahre alt. Von früher konnte ich sie also nicht kennen. Vielleicht kannte ich ja ihre Eltern.
    
    Ich verkniff es mir aber, sie auszufragen.
    
    Sie lieferte mich im Bäderbereich ab und bat mich, in einer Art Wartezimmer Platz zu nehmen. Der Bademeister würde gleich kommen.
    
    Ganz alleine saß ich in dem etwas muffig und verstaubt wirkenden Raum. Hier war aber auch gar nichts los.
    
    Nach 10 Minuten, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen öffnete sich plötzlich eine Tür und
    
    ein großer, leicht übergewichtiger Mann kam in den Warteraum heraus. Ich war völlig überrascht, das war doch der Vater von Robert, der damals mit mir in die gleiche Klasse gegangen ist.
    
    Doch nein, das war nicht möglich. Der müsste doch viel älter sein. So hat der vor 25 Jahren ausgesehen.
    
    Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Das war nicht Roberts Vater, das war Robert!
    
    Diese Ähnlichkeit war verblüffend.
    
    „Hallo Robert“ begrüßte ich ihn. Erstaunt blickte er mich an . „Kennen wir uns?“ fragte er etwas verwirrt. „Aber klar doch, ich bin´s, die Kohler Manu. Wir waren hier im Dorf doch in der gleichen Klasse. Kannst du dich denn gar nicht mehr erinnern?“ half ich ihm auf die Sprünge. Er starrte ...
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