1. Lajana


    Datum: 31.05.2018, Kategorien: Nicht festgelegt,

    Es gibt Momente im Leben, die man nie vergisst. Einen solchen hatte ich vor wenigen Tagen. Wenn ich heute darüber nachdenke, versetzt sich mein Körper in eine Spannung, die ich zuvor noch nicht erlebt habe. Ein einmaliges Erlebnis, was sich tief in meine Gedanken eingegraben hat, sich dort verankerte und mir vorkommt, als wenn es niemals wiederholt werden kann. Das erste Mal ist das Intensivste, kann in derselben Situation nicht mehr erreicht werden.
    
    Es machte mich fröhlich und zugleich traurig. Froh es erleben zu dürfen, traurig, da es vorbei war. Dabei hatte alles harmlos angefangen.
    
    Ich kannte sie noch nicht lange, kannte nicht mal ihren Namen, wusste nicht, wo sie wohnte. Ein Zufall ließ uns zusammentreffen, zumindest hatte ich den Eindruck. Aber es war keiner, davon bin ich heute überzeugt. Es hatte für mich nur den Anschein gehabt.
    
    Wenn ich von der Arbeit kam und mir die Decke auf den Kopf fiel, musste ich raus, musste Menschen um mich herum haben. Dazu ging ich in mein Stammkaffee. Im Winter schlürfte ich einen oder zwei Kaffee drinnen, im Sommer ein Eis und einen Kaffee draußen. Hierbei genoss ich die extrem unterschiedlichen Geschmäcker und Aromen. Zuerst das kalte Eis, süß und fruchtig, danach den heißen Kaffee, schwarz und stark.
    
    Zwei Gegensätze, die sich im ersten Moment nicht vertrugen, die Geschmacksnerven jedoch auf Hochleistung trieben.
    
    Der Sommer hatte einen weiteren Vorteil.
    
    Nach dem geschmacklichen Hochgenuss, gönnte ich mir eine gute ...
    ... Zigarre, konnte mich eine halbe Stunde damit vergnügen. Den Rauch langsam aus den fermentierten Blättern zu saugen, den würzigen Duft riechen und sich Zeit lassen. Das war Entspannung pur. Vollkommen anders als die hastig angezündete Zigarette zu rauchen, sie kaum Wahrgenommen, achtlos im Aschenbecher ausgedrückt wurde.
    
    Diese Zeit war für mich die Wiederentdeckung der Langsamkeit. Schon die Vorbereitung musste zelebriert werden. Das Anschneiden der Zigarre wurde zu einem Ritual der Vorfreude, das Entzünden der vorgesehenen langen Streichhölzer zur quälenden Vorfreude, der erste Zug aus dem angefeuchteten Ende, eine Offenbarung. Lange hatte ich nach der Richtigen gesucht und sie nach vielen Experimenten gefunden. Pikant, mit einer leichten Note von Vanille, nicht zu weich.
    
    Sich im Stuhl zurücksinken lassen, die Menschen beobachten, ab und zu einen Zug zu nehmen, und zusehen, wie sich das helle Deckblatt verdunkelt, danach zu Asche wird, kam für mich einer Religion nah.
    
    Hätte ich dazu einen guten Whiskey gehabt, wäre es perfekt gewesen. Leider hatte sie in dem Kaffee nur einen, um damit Eis zu machen. Ich kannte ihn aus meiner Jugendzeit und würde ihn heute höchstens noch benutzen, um meine Füße damit zu waschen. Geschmack ging anders. Die Ansprüche und Möglichkeiten stiegen im Alter.
    
    Kommen wir zurück auf das, was ich erzählen wollte.
    
    An einem dieser Tage passierte was Außergewöhnliches, für mich zuerst Seltsames.
    
    Ich hatte gerade die ersten Züge getan und saß ...
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