1. Unerwartetes


    Datum: 21.05.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    UNERWARTETE ÄNDERUNGEN
    
    TANTE GERLINDE HÖRT IHRER NICHTE ZU
    
    Gerlinde war überrascht, dass Ute sich länger mit ihr unterhalten wollte und sie sogar besuchen kam. Aber vielleicht kam das ja mit dem Alter. Ute hatte sich mit ihr immer vertrauensvoll unterhalten, bis sie dreizehn wurde. Danach hörte es mit dem vollen Ausbruch der Pubertät auf, und Gerlinde hörte bestenfalls Antworten wie „Das ist doch nicht cool...". Vielleicht brachte ihr jetziges Studium sie ja wieder auf den Weg einer normalen Unterhaltung und vielleicht sogar zu einer Aussöhnung mit ihrer Familie, insbesondere mit ihren Eltern. Früher oder später wurden auch alle Jugendlichen und Heranwachsenden wieder ‚normal', dachte sie.
    
    Noch mehr überrascht war sie, als Ute sie herzlich um einen Rat bat. Der erbetene Rat war allerdings so ungewöhnlich, dass Gerlinde die ganze Vorgeschichte wissen wollte. Zuerst begann sich Ute etwas zu winden, aber dann begann sie zunächst stockend und dann immer flüssiger zu erzählen.
    
    WIE ES BEGANN
    
    Es war ein katastrophales Halbjahr von Mitte Dezember bis zum Anfang Juni gewesen. Dabei hatte es so nett angefangen mit einer tollen Party an Halloween. Die Maske mit dem Pferdekopf hatte mich meine Schüchternheit vergessen lassen. Thomas, einer der Jungens, die meine Freundinnen toll fanden, tanzte ausgiebig mit mir, ohne mich zu erkennen. Das fand ich auch toll. Er machte nette Komplimente über meinen Körper, was ich nicht gerade gewöhnt war.
    
    Noch schöner war es, als er ...
    ... mir dann doch die Maske abzog und mich doch küssen wollte. Und er führte mich an den beiden folgenden Wochenden aus. Das war irgendwie auch ein Triumph für mich. Endlich konnte ich auch meinen Eltern einen Freund präsentieren. Ich hatte nämlich schon die Frage meines Vaters, ob ich denn auch schon einen Freund hätte, so langsam richtig zu hassen begonnen. Zum Nikolaus war es soweit, wir -- na ja, wir taten ‚es' zusammen.
    
    Am folgenden Wochenende hatte er seine Tante zu besuchen. Danach war es ein Ausflug mit seiner Skatgruppe. Und zu Weihnachten war er bei seinen Eltern. Erst dann begriff ich, dass er mir auswich. Ich war ja so naiv! Er hatte mich herumgekriegt und das auch seinen Freunden erzählt, und das war alles gewesen, was er von mir wollte! Ich war total enttäuscht. Und ich konnte auch den mitleidigen Trost meiner Mom nicht zulassen.
    
    Aber es kam noch schlimmer. Seine neue Freundin streute Gerüchte, dass ihre schlanken Beine ihm viel besser gefielen als meine angeblich stämmigen Beine. Warum sie es nötig hatte, solche Gerüchte zu lanzieren, begriff ich nicht, aber es ärgerte mich. Und dann verhaute ich vor Weihnachten die Arbeit in Biologie, die bereits für das Abitur zählte. Das machte mich noch mehr nervös. Und wenn ich nervös bin, esse ich aus Frust. Jetzt kam es mir bald vor, als ob die arrogante Freundin von Thomas recht gehabt hatte. Gut, ich war nie dürr oder supermodell-schlank gewesen, aber jetzt bekam ich so langsam Komplexe. Ich war nur froh, dass ich im ...
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