1. HomoLepus 07


    Datum: 20.05.2018, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    Kapitel 16
    
    In meiner Wohnung angekommen setzte ich mich als Erstes an den Küchentisch und dachte über alles nach, was ich erlebt hatte. Eigentlich hatte ich mir nichts zuschulden kommen lassen. Ich gehörte Sandra nicht und konnte machen, was ich wollte. Auf der anderen Seite gab sie mir das Geld und war somit in einer Position, die nicht zu verachten war. Hatte sie sich damit auch das Recht über mich erkauft, war ich ihr Eigentum? Sicher war ich das nicht, aber von ihr abhängig, zumindest wenn ich weiterhin sorgenfrei leben wollte. Es lag also an mir, ob ich weiterhin in den Genuss dieses Lebens kommen wollte, vorausgesetzt sie wollte mich jetzt überhaupt noch haben. Immerhin hatte sie mich des Hauses verwiesen und es war ihr gutes Recht es dabei zu belassen. Zum Glück hatte ich einiges von dem Geld zurückgelegt und konnte einige Zeit damit überbrücken.
    
    Anna schien nicht in der Wohnung zu sein, zumindest hörte ich sie nicht. Wahrscheinlich war sie gerade dabei diverse Pizzen auszufahren. Ein Job, der etwas für sich hatte, denn sie bekam sicher dort etwas zu essen, wenn sie wollte. Obwohl jeden Tag Pizza auch nicht gerade das war, was ich mir unter einem vollwertigen Essen verstand. Man konnte aber überleben.
    
    Es war schon komisch, wie sie in mein Leben gekommen war. Sie war einfach da und ich wusste eigentlich nicht viel von ihr. Sicher, sie hatte sich über einiges ausgelassen, aber wer sie wirklich war, was sie tat, wenn sie alleine unterwegs war, davon hatte ich ...
    ... keine Ahnung. Von sich aus erzählte sie auch nichts darüber. Sie kam und ging, wie es ihr gefiel. Ein vollkommen freies Leben und das unter meinem Dach. Seltsamerweise fühlte ich mich immer mehr zu ihr hingezogen, obwohl ich es mir nicht erklären konnte. Sie entsprach nicht meinem bevorzugten Typ, war anders als alle Frauen, die ich bis jetzt gehabt hatte. Gut, so viele Freundinnen hatte ich bis jetzt nicht gehabt, um es genauer zu sagen, eher wenige. Allerdings war für mich eine Freundin erst dann eine Freundin, wenn ich mehr als drei Monate mit ihnen zusammen war. Von daher war es eine Frage der Definition, was eine Freundin war.
    
    Aber selbst wenn ich die mit einrechnete, mit denen ich kürzer zusammen gewesen war, brauchte ich keine zwei Hände zum Nachzählen. Ich war auf dem Markt für Singles keine große Nummer. Eher zurückhaltend, vielleicht schon schüchtern. Brachte es nicht übers Herz eine der Damen anzusprechen. Wenn ich dann doch mit einer zusammenkam, dann war es eher reiner Zufall. Es hatte dann einfach sein sollen. So gesehen war die Zeit bei oder mit Sandra etwas Besonderes. Ich lernte mehr kennen, als ich zuvor jemals erlebt hatte. Darum war auch alles so interessant und ich wollte es in meinem Innersten nicht verlieren. Dabei hatte ich einen großen Vorteil. Ich war ein Hase und viele gab es davon nicht. Sandra würde lange suchen müssen, bis sie so etwas wie mich noch einmal fand. Das war der einzige Punkt, der mich zumindest daran glaube ließ, dass nicht alles ...
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