1. Das Buch der Xyntaner


    Datum: 02.05.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    Die Verzweiflung
    
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    Nach einem erfolgreichen Vertragsabschluss fuhr ich trotz schlechtem Wetter gut gelaunt nach Hause. Es war spät und es regnete in Strömen. Die schlechte Sicht erforderte meine volle Konzentration, denn die Scheibenwischer schafften kaum ihre Arbeit. Ich überquerte gerade eine hohe Autobahnbrücke, als ich vor mir eine Gestalt sah, die auf das Brückengeländer kletterte. Ohne zu überlegen, trat ich voll auf die Bremse und hielt mit quietschend Reifen an. Mit lauten Knarren sprang der Rückwertsgang ein und ich raste hundert Meter zurück. Schnell schaltete ich noch den Warnblinker ein und sprang raus, um zum Geländer zu rennen. Gerade schaffte ich es noch, den Arm um den Bauch der Person zu legen, als sie sich abstieß. Ich riss sie zurück auf den Gehweg. Sie wehrte sich, doch mit dem zweiten Arm umschlang ich ihren Oberkörper und drückte sie zu Boden. Heftige Gegenwehr kam mir entgegen, aber durch den Einsatz meines Gewichtes, gelang es mir, sie auf den Boden zu pressen. Ein heftiges Schluchzen setzte ein und der Widerstand ließ nach. Sie wurde ruhig und ich sprach sie an.
    
    „Ich will nicht mehr", heulte sie.
    
    „Lass uns reden, so schlimm kann es nicht sein."
    
    Langsam durfte sie sich aufrichten. ‚Das ist ja Julia', erkannte ich sie. Julia war im gleichen Sportverein wie meine Tochter. Bei unserer ersten Begegnung war sie zwölf, ein aufgewecktes Mädel, ziemlich hübsch, war sie heute noch, und total beweglich. Seit sie mit sechzehn einen ...
    ... Freund fand, hatte ich sie nicht mehr gesehen. Sie war zwar noch oft mit meiner Tochter zusammen, aber die Tochter wohnte nicht mehr bei mir. Man, wie die Zeit vergeht, das war auch schon zwei Jahre her.
    
    „Julia, komm erst mal in mein Auto", sagte ich, schob sie auf den Beifahrersitz und fuhr schnell los. Bloß weg von der Brücke. Erst wimmerte sie und dann schrie sie mich an.
    
    Sie: WARUM HAST DU DAS GEMACHT -
    
    Ich: Weil du dein Leben nicht wegwerfen darfst -
    
    Sie: DU HAST DOCH KEINE AHNUNG -
    
    Ich: Es gibt keinen Grund dafür -
    
    Sie: ICH WILL ABER NICHT MEHR LEBEN -
    
    Ich: Und ich will nicht, dass du stirbst -
    
    Sie: ICH HABE DOCH AUF DIESER WELT NICHTS MEHR -
    
    Ich: Du wirst aber wieder etwas finden -
    
    So ging es noch eine Zeit weiter, und als ich an einer Ampel anhalten musste, wollte sie die Tür aufreißen. Ich war aber schneller und drückte die Zentralsperre, keine Tür ließ sich ohne Schlüssel öffnen. Kreischend zimmerte sie mit Fäusten auf mich und ich gab ihr zwei Backpfeifen. Geschockt und erstaunt blickte sie mich mit offenem Mund an, gab aber ruhe.
    
    „Ich bringe dich jetzt zu deiner Mutter oder soll ich gleich zur Polizei bringen und dann ins Krankenhaus."
    
    „Mach doch, da haue ich doch sowieso wieder ab und daran kannst du mich dort nicht hindern."
    
    Ich überlegte, irgendwie hatte sie ja recht. Was tun, ich fragte sie, ob ich sie erst einmal zu mir nehmen solle, ob sie dann bereit wäre, mit mir vernünftig zu reden. Sie gab sich geschlagen, bei mir, ...
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