1. Beziehungsunfähig 5


    Datum: 03.09.2017, Kategorien: Erstes Mal

    Das Sarah-Abstraktum
    
    Unter der Dusche stehend versuchte ich mir einen Reim auf die Nachricht von Sarah zu machen. Beziehungsweise deren Bedeutung.
    
    Gut, sie hatte wirklich hier übernachtet.
    
    Aber was von dem Geschehenen war Traum, und was Realität?
    
    Hatte sie mir allen Ernstes einen - nein, dass konnte nicht sein.
    
    Nicht Sarah.
    
    Nicht dieser Engel.
    
    Meine Rekonstruktion ließ eigentlich nur eine plausible Schlussfolgerung zu:
    
    Ja, sie hat hier geschlafen.
    
    Ja, sie lag dabei mit mir in einem Bett. Einer Couch.
    
    Aber den Rest hab ich dazu geträumt. Ihre körperliche Nähe wird wohl mein Unterbewusstsein dazu verleitet haben, eigene Wege im Traum zu gehen.
    
    So und nicht anders musste es gewesen sein.
    
    Ende der Diskussion.
    
    Mit dieser Version konnte ich leben. So wurde schließlich über niemanden Schande gebracht.
    
    Ich nahm wieder den Zettel, den ich am Spiegel fand. Und las ihn erneut.
    
    Im Grunde recht unverfänglich.
    
    Über ihr Postskriptum musst ich schmunzeln.
    
    "Du kommst doch heute wieder zu mir, oder?"
    
    Nach dem ich ein, zwei mal geschmunzelt hatte dachte ich, selbst wenn die Antwort Nein lauten würde, müsste ich ja zu ihr gehen, um es ihr zu sagen.
    
    Echt süß.
    
    Mein Herz schwang sehr hoch, wenn ich an das Geschriebene dachte. Zwar spürte ich immer wieder ein beklemmendes Gefühl. So, als ob ich bei meiner Theorie etwas vernachlässigt hätte.
    
    Aber ich drückte das erfolgreich weg. Wer weiß.
    
    Anscheinend mochte mich Sarah. Vielleicht ...
    ... nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte.
    
    Aber ich war mit Allem zufrieden, was sie mir gab.
    
    Und wenn ich es irgendwie schaffte, weniger wie ich zu sein; wer weiß, wohin das führen konnte.
    
    Dieses 'Wer Weiß' hatte allerdings auch einen dumpfen Nachhall.
    
    Der Tag rann dahin. Äußerst zäh.
    
    Immer wieder erwischte ich mich dabei, wie ich einfach nur da saß und an Sarah dachte.
    
    An die wirklich erlebten Umstände.
    
    Gut, auch ab und an an das Geträumte.
    
    Verklagt mich doch.
    
    So gegen halb fünf machte ich mich auf den Weg. Da es heute recht warm war, entschied ich mich für ein leichtes T-Shirt und eine bequeme Shorts. Alles wie gewohnt luftig.
    
    Ich überlegte, was ich wohl sagen sollte. Wenn sie überhaupt daheim war.
    
    'Was machte ich, wenn niemand da war?'
    
    'Später wieder kommen?'
    
    'Warten?'
    
    Ich beschloss, das hinzunehmen, was ich nicht ändern konnte.
    
    Schließlich kam ich an. Mal wieder.
    
    Merkwürdiger weise hatte ich das Gefühl, als wäre ich seit Wochen nicht hier gewesen.
    
    Die Haustür stand offen; also ging ich die paar Stufen zur Wohnungstür und klingelte. Es dauerte nicht lang, da wurde sie geöffnet. Diesmal von Sarah selbst.
    
    "Hi!" Sie nahm meine Hand und zog mich in die Wohnung. So trottete ich an ihrer Hand mit in ihr Zimmer. Dort angekommen ließ sie mich los.
    
    "Schön, dass du schon da bist. Ich hab was für dich." Sie grinste. "Setz dich schon mal!"
    
    Ich wand mich Richtung Schreibtisch, stellte jedoch fest, dass der Stuhl fehlte.
    
    Ich ...
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