1. Beziehungsunfähig 05


    Datum: 15.02.2018, Kategorien: Erstes Mal

    ... Lässt deine Glocken baumeln, fädelst den 5 Zentimeter Sportschnuller rein und schon hastes hinter dir."
    
    Kurze Pause. Sarah sah zu Boden.
    
    "Oder habt ihr schon?" Wieder Fiona.
    
    "Nein!"
    
    "Aber du willst!" Hakte Fiona nach.
    
    Schweigen. Sarah zog an ihrer Zigarette.
    
    "Also?" bohrte Fiona erneut.
    
    "Ich weiß nicht." kam es leise von Sarah.
    
    "Was weißt du nicht? Warum denn diesmal nicht?" etwas genervtes schwang in Fionas Stimme.
    
    Mein Herz pochte immer lauter.
    
    "Na ja..."
    
    "Was 'na ja'?"
    
    "Er ist ziemlich..." stammelte Sarah.
    
    "Ziemlich was?" ätzte Fiona.
    
    Dann sagte Sarah, fast geflüstert "Ziemlich... dick."
    
    Mein Herz setzt aus.
    
    Fiona prustete los "Was du nicht sagst!"
    
    "Nein." Sagte Sarah ganz ruhig. Zog erneut an ihrer Kippe.
    
    Mein Herz verkrampfte sich.
    
    'Wie konnte sie nur?'
    
    "Nein?" fragte Fiona. Dann nach einer kurzen Pause. "Ach du scheiße."
    
    Dann lachte sie laut los. "Die Dramaqueen nun wieder!"
    
    Sarah drückte ihre Zigarette aus. Sah Fiona an. Vermutlich.
    
    Mein Herz rutschte abwärts.
    
    "Nein, du verstehst nicht. Ich meine er ist echt fett..."
    
    Im Satz drehte sie sich herum und warf die Zigarette aus dem Fenster.
    
    Direkt an meine Stirn.
    
    Sie prallte von mir ab, ohne das ich irgend reagierte.
    
    Sarah starrte mich an. Ihre Augen wurden riesig. Ihre Hand hob sich zu ihrem Mund.
    
    Ich weiß nicht, wie ich in dem Moment wirkte. Meine Augen fühlten sich irgendwie glasig an. Wenn das überhaupt geht.
    
    Ich drehte mich um ...
    ... und ging. Bevor ich mich endgültig lächerlich machen konnte.
    
    In meinen Ohren dröhnte es, als wenn ich unter einer Brücke den Klängen des Berufsverkehrs lauschen würde.
    
    Es schien mir so, als ob jemand meinen Namen rufen würde. Aber das konnte ich nicht genau ausmachen.
    
    Ich ging weiter.
    
    'Wie konnte ich glauben, dass...'
    
    Etwas drückte in meiner Brust. Ich griff an meine Hemdtasche und zog ein Päckchen heraus. Achtlos warf ich es in den Straßengraben.
    
    'Wie konnte ich nur.'
    
    Ich ging und ging, bis auch die inneren Stimmen nicht mehr weiter wussten.
    
    Der Schmerz in meiner Brust ließ nicht nach. Er schien sich langsam ein zu graben.
    
    Wie etwas Spitzes.
    
    Wie ein Dorn.
    
    Dieser verdammte Dorn.
    
    ENDE
    
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    Epilog.
    
    Das Wochenende verging. Stumpf und hohl.
    
    Meine Eltern kamen pünktlich zu Hause an. Wohl auf.
    
    Ob ihnen was an mir aufgefallen ist, weiß ich nicht genau. Sie haben sich jedenfalls nichts anmerken lassen.
    
    In der Woche darauf begann meine Ausbildung.
    
    Früh aufstehen, den ganzen Tag arbeiten, spät nach Hause. Der Vorteil war, dass ich zu tun hatte.
    
    Ich sollte Sarah erst anderthalb Jahre später wieder sehen. Aber eher flüchtig.
    
    Zu der Zeit war meine Cousine zu Besuch, und sie wollte unbedingt zur Disko.
    
    Also bin ich mit. Obwohl ich solchen zelebrierten Tanzveranstaltungen eigentlich nichts abgewinnen konnte.
    
    Aber da mein Cousinchen eine echt liebe ist, tat ich ihr den Gefallen.
    
    Und außerdem war sie viel zu ...