1. Die Versuchung (dbe)


    Datum: 30.12.2017, Kategorien: Fetisch

    Jeder hat so seine Geheimnisse, die nicht für eine breite Öffentlichkeit bestimmt sind. Als die H.s kamen, um mich zu interviewen, tischte ich also die übliche Geschichte auf, die wir auch allen anderen erzählt haben. Ich bin gestolpert und so unglücklich gefallen, dass mir in der Hackmaschine beide Hände abgehackt wurden. Warum sie nicht replantiert wurden? Weil dabei die Handwurzelknochen zerquetscht wurden.
    
    Frau H. ahnte anscheinend, dass dies nicht die ganze Wahrheit war, sie fragte und bohrte. Eigentlich drängte mich es ja, alles zu erzählen, eine solche Begebenheit niemanden mitteilen zu dürfen kann auf Dauer zu einer schweren Belastung werden. Als sie mir dann zeigte, dass wir nicht die einzigen sind, die so ticken, und dass das alles ganz anonym bleibt, entschloss ich mich, alles zu erzählen.
    
    Niemals in meinem Leben war ein Zeitpunkt, an dem ich keine Hände haben wollte. Niemals hatte ich je den Wunsch, irgendeines meiner Gliedmaße nicht zu haben. Mein Mann war auch kein Amelotatist (was das ist erklärte uns erst D., also Frau H.).
    
    Wie jeden Herbst hatten wir Holz zusammengetragen und hackten es jetzt in der Hackmaschine. Die hatte mein Mann vor vielen Jahren selbst gebaut. Einmal eingeschaltet, bewegte sich der Spaltkeil auf und nieder. War er oben, stellte ich den nächsten Holzblock hinein und gleich darauf spaltete ihn das herabkommende Eisen. Eine ziemlich stupide Arbeit, man kann da so seinen Gedanken nachhängen. Ich kann heute nicht mehr sagen wie ich ...
    ... auf diesen Gedanken kam, ich erschrak selber, als ich mir dachte, dass diese Maschine auch die Hände abhacken würde, wenn man sie hinein hielte.
    
    Keine Hände haben? Wie wäre ein Leben ohne Hände? Der Gedanke schlich sich in den nächsten Tagen immer wieder bei mir ein. Sogar abends, im Bett… Mein Mann war beim Stammtisch und ich war allein zuhause. Ein Lustgefühl überkam mich und ich begann zwischen meinen Beinen zu spielen. Mein Mann und ich, wir hatten regelmäßig guten Sex miteinander. Aber Selbstbefriedigung ist halt auch was Gutes… Ich lag also da und ließ meine Finger spielen, ich besorgte es mir ordentlich selbst. Da war wieder dieser Gedanke da. Was täte ich jetzt, wenn ich keine Hände hätte? Wie befriedigt man sich ohne Hände?
    
    Nun, ein solcher Gedanke ist ja noch nicht weiter schlimm. Aber er kam auch am nächsten Tag, als ich wieder beim Hacken war. Er kam und ließ mich nicht mehr los. Als mein Mann kurz ins Haus ging, konnte ich der Versuchung nicht mehr widerstehen, ich tat es. Ich hielt meine Hände unter den herabsinkenden Eisenkeil. Erst knackte es, dann klirrte es als der Keil auf die eiserne Unterlage aufschlug. Seltsamerweise verspürte ich keinen Schmerz. Ich besah meine Stümpfe, da war nur ein wenig rosa Fleisch und die weißen Knochen. Kaum Blut. Auf der anderen Seite der Hackmaschine sah ich meine Hände am Boden liegen, sie zuckten noch. Dann kam mein Mann, und dann gingen mir die Lichter aus.
    
    Erst nach etwa vier Wochen konnte ich mit den Stümpfen ein ...
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