1. Sonnenaufgang Teil 02


    Datum: 11.06.2020, Kategorien: Schwule

    Leises Ticken meines Weckers. Ich öffne die Augen. Es ist hell draussen. Ich hebe meinen Kopf vom Kopfkissen und sehe mich um - keiner da. Alleine in meinem Bett.
    
    Ich blicke ans Fußende. In der Verlängerung, neben der Schlafzimmertür steht ein Stuhl. Darauf deine Klamotten. Weit kannst du nicht sein.
    
    Ich stehe auf, werfe mir einen Bademantel um die Schultern und verlasse das Schlafzimmer.
    
    "Jan?" frage ich in die Stille.
    
    Keine Antwort.
    
    Auf dem Küchentisch liegt ein Zettel.
    
    Bin Brötchen holen.
    
    -- Jan(a)
    
    Ich halte ihn verwundert in der Hand. Was soll das "(a)"? Drehe den Zettel in der Hand, betrachte die leere Rückseite. Lege ihn zurück auf den Tisch und versenke die Hände in den Taschen meines Bademantels.
    
    Ratlos schaue ich aus dem Küchenfenster. Nieselregen. Nix zu tun. Ich gehe duschen.
    
    *****
    
    Als ich meine Morgentoilette beendet habe, verlasse ich das Bad. Geschirr klappert in der Küche. Ich trage eine lange Hose. Oberkörper nackt, keine Schuhe, nasses Haar. Das Handtuch um meine Schultern gelegt, strecke ich meinen Kopf in die Küche.
    
    "Hi."
    
    Du trägst einen Jogginganzug. Jetzt bei Tageslicht fallen mir auf wie lang deine Haare tatsächlich sind, sie fallen dir ins Gesicht. Du stellst zwei Teller auf dem Frühstückstisch ab, siehst mich lächelnd an und erwiderst
    
    "Guten Morgen"
    
    Es riecht nach frischem Kaffee. Der Tisch üppig gedeckt.
    
    "Ähm..." setze ich an
    
    "ich ziehe mir nur schnell ein T-Shirt an und komme"
    
    "Du kannst dich ...
    ... auch so setzen" erwiderst du lächelnd.
    
    Streichst dir mit einem Finger die Haare hinter das Ohr.
    
    "Öh..." irritiert bleibe ich im Türrahmen stehen.
    
    Du ziehst einen Stuhl vom Tisch weg und deutest auf die Sitzfläche "setz dich". Deine Stimme wie gestern. Weiblich. Mädchenhaft.
    
    "Okay..." ich lege das Handtuch ab und setze mich. Du setzt dich mir gegenüber. Ich greife mit einer Hand meine Tasse und setze dazu an, mir Kaffee zu nehmen. Du kommst mir zuvor, nimmst die Kanne und gießt mir ein. Dann gießt du dir ein. Stellst die Kanne ab, nimmst die kleine Glasflasche mit Milch in die Hand und schaust mich fragend an.
    
    "Willst du"?
    
    Wieder diese Mädchenstimme.
    
    Ich nicke. Du gießt mir ein.
    
    Ich beobachte dich. Keine Reaktion. Konzentriert gießt du die Milch in meine Tasse. Übertrieben konzentriert. Stellst die Flasch wieder auf den Tisch. Schraubst den Deckel gründlich fest. Ein leises Räuspern. Flüchtig blickst du mich an, Strähnen fallen dir ins Gesicht. Du lächelst schüchtern, dein Blick wandert hin und her. "Guten Appetit"
    
    "Dir auch" erwidere ich. Meine Tonlage wie immer aber verglichen mit dir klingt es unendlich männlich und bestimmend. Ich greife nach einem Brötchen.
    
    Wir frühstücken wortlos. Schmieren Butter auf Brötchenhälften, beißen hinein, kauen, trinken Kaffee und Orangensaft.
    
    Krümel auf meinem Teller.
    
    Nervös kaust du auf deinem Essen rum, streichst mit einer Hand deinen Oberschenkel, siehst mich kurz an. Als ich deinen Blick erwidere siehst du ...
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