1. Eine Party und ihre Folgen 02


    Datum: 12.03.2020, Kategorien: Erotische Verbindungen

    ... sexuelle Orientierung zu hinterfragen. Seit der Pubertät stand für mich fest, dass ich hetero war. Punkt aus. Da war nie ein Mädchen, das ich heiß gefunden hatte. Ich fand immer nur die Männer attraktiv. Aber Gina...hatte mich sofort angesprochen. Der Sex mit ihr war toll wie lange nicht mehr gewesen, also konnte ich doch nicht hetero sein. Also doch lesbisch?
    
    Meine Lungen brannten, ich hatte Mühe, Luft zu bekommen. Ich schaute auf die Armbanduhr und stellte erschrocken fest, dass ich erst eine Viertelstunde unterwegs war. Dennoch fühlte ich mich kraftlos als hätte ich soeben einen Marathon in Rekordzeit bewältigt. Erschöpft kürzte ich meinen Weg ab und ließ mich auf die nächste Parkbank sinken und versuche, wieder zu Atem zu kommen. Ich war inzwischen im Clara-Zetkin-Park angekommen und ließ meinen Blick über das ellipsenförmige Wasserbassin schweifen, auf dem sich sanft die glitzernde Oberfläche kräuselte.
    
    Unweigerlich musste ich wieder an Tom denken und wurde erneut von meinem schlechten Gewissen geplagt. Wenn ich Tom nicht liebte, warum fühlte ich mich dann so schlecht? Warum das schlechte Gewissen? Wenn ich in Wirklichkeit lesbisch war, dann sollte ich doch viel eher erleichtert sein? Es sei denn...dass Tom mir keineswegs egal war und ich doch noch etwas für ihn empfand. Ich merkte langsam, dass mir der kleine Ausflug in den Park nicht einmal ansatzweise dabei half, mich neu zu sortieren und Klarheit in meine wirren Gedanken zu bringen.
    
    Ein Eichhörnchen, das ...
    ... zweite auf meinem Weg an diesem Morgen, huschte über den Weg. Flink und mit Leichtigkeit umkreiste es das Bassin und verschwand in der Hecke. Dann sah ich es mit großen Sätzen über die Wiese des Brahmsplatzes huschen. Ich hatte wieder genug Kräfte gesammelt, um meinen Weg fortzusetzen.
    
    Mit einer geschmeidigen Bewegung stand ich auf und setzte meinen Weg fort. Ich überquerte die Sachenbrücke und bog dann nach Norden ab. Vorbei führte der Weg am Carl-Heine-Denkmal und ich erreichte die Käthe-Kollwitz-Straße.
    
    Ich habe die Arbeiten der großen Künstlerin immer sehr bewundert. Der Tod ihres Sohnes im Ersten Weltkrieg hatte sie zu einer glühenden Pazifistin werden lassen. Ihre Bilder hatten auf mich immer eine unglaubliche Anziehungskraft ausgestrahlt. Ihre Botschaft war so klar und eindeutig zu verstehen gewesen: „Nie wieder Krieg!" Ich musste ihr recht geben und bedauerte es ein wenig, dass sie selbst das Ende des Zweiten Weltkrieges nie hatte erleben dürfen. Ich folgte der Straße und überquerte das Elsterflutbett erneut. Dann folgte ich dem Weg auf der Seite des Ostufers weiter gen Norden. Vor mir ragten bereits die Ziegeltürme des Elsterwehrs in die Luft und das rauschende Donnern des Wassers drang an meine Ohren. Gischt spritzte auf und tauchte das Baudenkmal in einen diffusen Nebel.
    
    Ich beschloss, dass hier für mich Schluss sein sollte. Ich folgte dem Weg noch etwas weiter nach Norden mit dem Ziel Jahnalle. Auf der Sandbank in der Mitte des Elsterbeckens stritten sich ...
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