1. Die Richterin Teil 2


    Datum: 31.01.2020, Kategorien: Schamsituation

    ... positiv ausgefallen. Man hatte ihr aber auch zu verstehen gegeben, dass sie ohne praktische Erfahrungen in einem der klassischen Ressorts keine Chance auf eine Einstellung haben würde.
    
    Und dies war letztlich auch der Grund für ihre Eile an diesem Morgen. Denn heute fand eine außerplanmäßige Organisationsbesprechung statt, in der es um eine Neuverteilung der Ressorts gehen sollte. Ein Kollege war vor zwei Monaten bei einem Autounfall tödlich verunglückt. und sein Aufgabengebiet, das Dezernat für Betrugsfälle, war bis jetzt von den anderen Richtern mit übernommen worden, was auf Dauer jedoch ein unhaltbarer Zustand war. Maria, die bislang mehr oder weniger als Assistentin in der Abteilung für Verkehrsstrafsachen gearbeitet hatte, machte sich berechtigte Hoffnungen, dieses Ressort übertragen zu bekommen. Zwar gab es noch zwei weitere Bewerber, doch wenn sie den Klatsch auf den Gerichtsfluren und die vorsichtigen Andeutungen des Präsidenten, der seit ein paar Wochen ein Auge auf sie geworfen zu haben schien, richtig interpretiert hatte, standen ihre Chancen nicht schlecht. Dennoch würde es einen keinen guten Eindruck machen, wenn sie zu spät zu der Sitzung erscheinen würde.
    
    ..........
    
    Nachdenklich stand Erich Windsberger, Präsident des Amtsgerichtes H., am Fenster seines Büros und schaute auf den fast menschenleeren Kant-Platz hinab, den Maria Bender gerade mit raschen Schritten überquerte. Er kam sich wie ein Forscher vor, der im Labor unter dem Mikroskop einen Käfer ...
    ... betrachtet, als er auf Maria hinunter sah. Ob sie sich wohl eines Tages an diesen Tag erinnern würde, der vermutlich ihr Leben verändern sollte, fragte sich Windsberger. Zwei Monate waren seit der Zeremonie im Club vergangen. Mit Hilfe des inneren Führungskreises hatte er seine Vorbereitungen getroffen und heute würde er den ersten Spielzug machen. Er hatte Maria in dieser Zeit intensiv beobachtet und er war sich ziemlich sicher, dass sie so reagieren würde, wie er es erwartete. Ein gewisses Risiko ließ sich nicht ausschließen. Aber selbst für diesen Fall hatte er schon einen vagen Plan im Kopf. Er schaute auf die Uhr. Eine Viertelstunde blieb ihm noch bis zum Sitzungsbeginn. Jetzt noch was Neues anzufangen lohnte sich nicht, aber ein bisschen Entspannung und Ablenkung würde ihm sicher gut tun und die düsteren Gedanken vertreiben.
    
    Er öffnete die Tür zu seinem Vorzimmer, steckte den Kopf durch den Türspalt und bat seine Sekretärin, sie möge doch kurz einmal zu ihm kommen. Sonja Zeitlow blickte kurz von ihrem Bildschirm auf, ohne dabei ihre Tipparbeit zu unterbrechen, lächelte ihn an und sagte "Einen Augenblick, Erich, ich will nur grad den Absatz zu Ende schreiben, dann bin ich bei Dir." Windsberger nickte, drehte sich um und ging, ohne die Tür zu schließen, zu seinem Schreibtisch. Er hatte kaum dahinter Platz genommen, als Sonja Zeitlow schon den Raum betrat. Sie gehörte dem Pool von Mitarbeitern an, die der Club seinen künftigen Mitgliedern zur Lösung ihrer Aufgaben zur ...