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Olympia
Datum: 31.12.2019, Kategorien: Voyeurismus / Exhibitionismus
... Argenteuil. Wie glücklich schienst Du mir! Ich habe Dich unsterblich gemacht, mit den Göttinnen der alten Meister wirst Du verglichen, doch es läßt Dich kalt! Meine Darstellung nennt man gewagt, ja unverschämt, aber nur Du allein sollst ins Licht gerückt werden! Deine Linke ruht auf Deinem Schoß, dem Zentrum meines Begehrens, in das ich gerade noch in brennender Leidenschaft eindringen durfte, mit Lippen, Zunge, Händen und Geschlecht. Wie versperrt ist es jetzt nachdem die Zeit abgelaufen ist. Dein linkes Bein ist lässig über das rechte geschlagen wie um zu zeigen: jetzt geht nichts mehr! „Gern hätte ich mein Leben zugebracht ... wie zu Füßen einer Königin wollüstig eine Katze“ (Charles Baudelaire, Les Fleurs du Mal). Wie beneide ich Deine schwarze Katze, die einen Buckel macht und den Schwanz in die Höhe stellt, um mich zu vergraulen, obwohl Du mich doch verhext hast und ich daher nicht gehen kann. Schau mir nur frech ins Gesicht, Schamlose, Du bist nicht die göttliche Venus, die sich scheu abwendet oder die nackt überraschte Schlummernde. Nein, Du setzt die Reize Deines Körpers bewußt ein, um mich zu verderben. Du läßt Dich nur willig von mir betrachten, von Deinem freigiebigen Freier, Du gierige Hure! Und dennoch liebe ich Dich abgöttisch! Quand, lasse de songer, Olympia s’éveille, Le printemps entre au bras du doux messager noir C’est l’esclave à la nuit amoureuse pareille, Qui veut fêter le jour délicieux à voir, L’auguste jeune fille en qui la flamme veille. Zacharie Astruc: Olympia http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Edouard_Manet_-_Olympia_-_Google_Art_Project_2.jpg