Alte Liebe rostet wirklich nicht
Datum: 25.12.2019,
Kategorien:
Reif
Wie vermutlich alle Männer stellte ich mir irgendwann die Frage, wie lange es denn noch gut gehen würde im Bett. Ich hatte zwar gerade erst meinen fünfzigsten Geburtstag gefeiert, und das mit Caramba und Karacho, aber ich war viel zu sexbesessen, als daß ich mir ein Leben "ohne" vorstellen konnte. Also fragte ich den Fachmann, meinen Urologen. Er grinste mich verständnisvoll an und fragte: "Wollen Sie, daß ich ihnen schon jetzt die kleine blaue Pille verschreibe, oder wollen Sie etwa wirklich die Wahrheit wissen?"
Ich wollte die Wahrheit wissen, denn derzeit hatte sich noch niemand über meine Potenz beschwert, auch nicht Luise, meine Frau. Wenn sie mich necken wollte, sagte sie immer: "Der Trend geht zum jüngeren Mann!" Sie war gerade mal fünfundvierzig und hätte mit ihrer Figur und ihrem Aussehen locker einen zehn Jahre jüngeren ins Bett gekriegt. Dessen war ich mir durchaus bewusst. Aber was würde sein, wenn ich noch zehn oder gar fünfzehn Jahre älter bin, würde ich dann immer noch ihren Ansprüchen genügen können?
Mein Urologe war offenbar auch psychologisch vorgebildet, denn er hielt mir jetzt auf meine Frage hin keinen medizinischen Vortrag. "Irgendwann ist natürlich tatsächlich Schluss", begann er. "Aber wann das ist, haben Sie selbst mit in der Hand. Und das meine ich wörtlich", betonte er. Ich sah ihn irritiert an. "Ähnlich wie Sie mit Tennis, Laufen oder sonst wie Ihre Leistungsfähigkeit und Kondition in Schwung halten ist es auch im Bett. Wer aufhört zu ...
... trainieren, der verliert." Er machte eine Pause. "Wann immer Sie Lust verspüren, sich einen runterzuholen, tun Sie's. Zum Beispiel wenn Ihre Frau nicht da oder unpässlich ist oder aber einfach keine Lust hat. Auch dieser Muskel will trainiert werden!"
Ich war, gelinde gesagt, erstaunt, was ich da zu hören bekommen hatte. In meiner Jugend hatte es immer geheißen, zu viel wichsen schwächt die Manneskraft. Alles Quatsch? Ich wollte eine zweite Meinung, und zwar von einem Praktiker. Ich fragte Gundolf. Gundolf ist der Vater eines meiner Freunde und für mich so etwas wie Vater-Ersatz, seitdem mein Vater gestorben war. Gundolf war inzwischen fünfundsiebzig und musste es wissen. "Nun", hob er an, "Du wirst nicht erwarten, daß ich Dir die Bettgeschichten von mir und meiner lieben Frau erzähle, aber ich verstehe, was Du meinst und wissen willst." Gespannt wartete ich auf die Fortsetzung seines Gedankengangs.
"Ein guter Freund von mir, er muss damals so an die siebzig gewesen sein, hatte mich, wie Du heute, nach meinem Sexleben gefragt. Nicht unnatürlich zwischen alten Männern. Da Du ihn nicht kennst, erzähle ich Dir jetzt, was er mir so alles berichtete. Ich glaube, es wird Deine verständliche Frage beantworten." Er zündete sich etwas umständlich seine Pfeife an.
"Gundolf, ich werde immer noch geil, wenn ich eine hübsche Frau mit schönen Kurven sehe." So begann seine Sicht der Dinge. "Deshalb liebe ich auch den Sommer, wenn die jungen Frauen leicht bekleidet durch Stadt und Land ...