1. Frau Lindberg und das grüne Monster


    Datum: 30.11.2019, Kategorien: Macht / Ohnmacht

    Die folgende kleine Geschichte entstand neben der Arbeit an „Überreaktion“ inspiriert durch das „grüne Monster“ in eben jener.
    
    Frau Lindberg und das grüne Monster
    
    Frau Lindberg ist vergnügt auf dem Weg zu ihrem ersten Tag als neue Lehrerin an der „Schule hinter dem grünen Wald“.
    
    Wenn der Fußweg um den grünen Wald, hinter der die „Schule hinter dem grünen Wald“ liegt, doch bloß nicht so lang wäre. Durch den grünen Wald ist es viel kürzer.
    
    „Bleiben Sie auf dem Weg!“, wurde sie gewarnt. „Gehen Sie nicht durch den grünen Wald!“, hieß es weiter. „Sonst wird das grüne Monster Sie vernaschen!“
    
    Alles Quatsch, denkt Frau Lindberg, Monster gibt es nicht und grüne schon gar nicht.
    
    Wild entschlossen, die Abkürzung zur „Schule hinter dem grünen Wald“ zu nehmen, biegt sie mitten auf dem Weg ab und stapft in den Wald hinein.
    
    Im Zickzack lässt sie die vielen Bäume hinter sich, kämpft sich durch Gebüsch und steht plötzlich auf einer traumhaft schönen Lichtung. Eine wunderschöne Wiese mit einem klaren Bach lassen Frau Lindbergs Herz für alles Grüne höher schlagen.
    
    Wie schön, denkt Frau Lindberg. Wie schön, dass sie Zeit hat dieses Wunder der Natur zu genießen. Sie hat so viel Zeit, dass sie sich ein erfrischendes Bad im klaren Bachwasser gönnen möchte. Gedacht. Getan. Frau Lindberg schlüpft aus Schuhwerk, Bluse, Rock, und feinster Unterbekleidung.
    
    Blumen in den kräftigsten Farben lassen beinahe das saftigste Grün der Wiese unter ihren nackten Füßen erblassen, ...
    ... dass Frau Lindbergs blaue Augen je erblicken durften. Reflektionen der warmen Morgensonne tanzen auf der Oberfläche des Baches, dessen leises Plätschern sich mit den schönsten Gesängen der Vögel zu einer Sinfonie der Natur vereint. Und ein unruhiges Schnaufen hinter ihr, verrät ihr, dass sie nicht allein ist.
    
    Erschrocken dreht sie sich um und blickt auf grünes Moos, dass sich vor ihren Augen im gleichen Takt des Schnaufens hebt und senkt. Sie tritt einen Schritt zurück und schaut an dem hoch, was da vor ihr steht. Es ist groß, grün und hat die Gestalt eines kräftigen Mannes mit grüner Haut. Es ist weder Pflanze noch Mensch. Statt Kopfhaar wäschst Moos. Statt Brusthaar wäschst Moos. Statt Schamhaar wäschst Moos. Zwischen Beinen wie Baumstämmen, die im Boden wurzeln, baumelt ein grüner Penis, der Frau Lindberg ein entzücktes Stöhnen entlockt.
    
    „Bist du das grüne Monster?“, fragt Frau Lindberg ängstlich.
    
    Es schüttelt den Kopf. Es versteht sie offenbar.
    
    Plötzlich greift eine dieser gewaltigen Pranken nach ihr und packt sie in der Körpermitte. Seine grünen Finger werden länger, wachsen, schlingen sich mehrmals um ihren Bauch und halten sie so fest, dass es kein Entkommen gibt.
    
    „Aua! Nicht so grob!“, jammert Frau Lindberg, zappelt hilflos und trommelt mit ihren Fäusten vergebens auf seinen starken Arm.
    
    Er lockert die Umklammerung, lässt sie aber nicht los. Er versteht sie wirklich.
    
    Dann hebt er sie hoch als sei sie leicht wie eine Feder und zieht sie an sich. Er ...
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