All die Jahre...
Datum: 09.09.2019,
Kategorien:
Romantisch
... Risse und Aufblähungen zierten heute das Bild, trotzdem setzte ich mich.
Auch das leise Knacken konnte mich nicht davon abhalten, ich schloss die Augen und schon hatte ich dieses Bild unserer jugendlichen Leichtigkeit vor Augen. Wir Sechs waren die Jugend des dörflichen Spielmannzugs gewesen und hier übten wir abseits von Ufftata die neuesten Charthits, immer nach Gehör.
Oft hörte es sich sehr schräg an, aber zwei Querflöten und vier Bläser, Trompete - Posaune - Tuba und Saxofon, waren nicht unbedingt das dazu passende Orchester. Wenn Rolf allerdings seine Gitarre mitbrachte, dann sangen wir zu den an sich einfachen Rhythmen. Wir klatschten im Takt und das Lagerfeuer tat sein Übriges.
Wir waren der geburtenstarke Jahrgang des Dorfes, kannten uns seit frühester Kindheit, waren miteinander vertraut und hatten sogar Paare gebildet. In unserer Hochzeit, wir waren damals alle sechzehn, war das 'Bett im Kornfeld' der Renner. Und der von Martin entwendete Jamaika Rum, aus dem Dorfladen seines Vaters, brachte uns richtig auf Touren.
Der Spätsommer 76 mit lauschigen Temperaturen, der Rum und unsere Ausgelassenheit, war in vielerlei Hinsicht eine Standortbestimmung. Uns allen war bewusst, diese Zeit würde nie wieder kommen. Linas Eltern hatten ihren Hof verkaufen müssen, würden in die weit entfernte Stadt ziehen. Rolf würde sogar nach Norddeutschland müssen, durfte eine Lehre als Schreiner bei seinem Onkel in Lüneburg machen.
Wie schon öfters, immer wenn der Alkohol ...
... wirkte, hatte Martin dann die Idee: "Last uns 'ne Runde schwimmen." Schon bald stand er in seiner Badehose da und auch der Rest beeilte sich. Nicht ganz, Lina bedauerte: "Mein Badeanzug war noch nicht trocken, ich kann also heute nicht."
Die Jungs schauten sich daraufhin an, nickten sich zu. "O.K. Lina. Dann schwimmen wir halt alle ohne." Rolf hatte das Kommando gegeben und schnell hatten die drei sich ihrer Badehose entledigt. Andreas Bikini folgte sogleich, nur ich hatte Mühe den geschlossene Badeanzug abzustreifen. Linas offener Mund und die aufgekratzte Stimmung veranlassten mich: "Komm Lina, jetzt sind wir alle gleich." Die Aufforderung wirkte und bald darauf lieferten wir uns eine Wasserschlacht.
Aber dann wurde es auch im Wasser anders, Franks Hände bewegten sich erstmals in der bisherigen Sperrzone - und mir gefiel es. Alles um uns hatten wir ausgeblendet, ich genoss seine zupfenden Finger an mir, den rührenden Finger in mir. Es durchzog mich wie ein elektrischer Schlag am Weidezaun. Auch meine Hände waren nicht untätig und in Franks Gesicht spiegelte sich seine Wohlbehagen wider.
Händchenhaltend verließen wir als Erste das Wasser und hatten so die Bank für uns alleine. Wir schmusten und streichelten uns, verloren uns in den Augen des Anderen. Wir waren der Welt entrückt, genossen dabei die Wärme des Lagerfeuers. Das die anderen sich irgendwann verabschiedet hatten, all das bemerkten wir nicht, sosehr waren wir mit unseren Liebkosungen beschäftigt.
Es war ...